Neues Album 5 vor 12e: Keller Steff - Soul aus Übersee

Der Keller Steff und seine Big Band präsentieren ihr druckvolles neues Album "5 vor 12e" live im Strom.
Dominik Petzold |
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Blech trifft auf Blech: Der Keller Steff inmitten seiner Big Band.
Sonja Herpich Blech trifft auf Blech: Der Keller Steff inmitten seiner Big Band.

Blechbläser haben es in Rockbands meist nicht leicht. Sie dürfen frühestens ab dem zweiten Refrain hier und da den Sound verstärken. Bei vielen Stücken haben sie ganz Pause und dürfen dem Gitarristen beim Gniedeln zuschauen.

Der "Keller Steff" dagegen geht anders mit seinen Kollegen an Saxophon und Trompete um: Sie prägen den Klang seiner "Keller Steff Big Band" auf dem Debütalbum "5 vor 12e" vom ersten bis zum letzten Ton.

Und das ist gut so: Der Sänger aus Übersee hat ohnehin eine hervorragende Band zusammengestellt, doch die drei Bläser aus dem heimischen Chiemgau – der "Eastside Express" – verleihen ihr noch zusätzlichen Dampf und weitere Raffinesse. Sie machen sich gut bei dem stadionrockigen Refrain des Titelsongs, neben dem Walking Bass des pragmatisch benannten Stücks "Boogie" und auf dem poppig-einprägsamen "Hea eam zua".

Die Bläser sind auch unerlässlich für die schöne Ballade "Diaf unten", die teilweise wie eine Hommage an das Label Stax klingt, samt wunderbar souligen Gitarrenmotiven. Der Sound ist dennoch in jeder Sekunde höchst eigen, und das liegt am röhrenden Dialekt-Gesang des Keller Steff: Seine Stimme klingt wie eine Mischung aus ganz viel Konstantin Wecker und ein klein wenig Marius Müller-Westernhagen.

In dem Ska-Song "Pillermann" singt er von einem älteren Herrn, der mit dem Dealen die kleine Rente aufbessert. Die meisten Songs aber handeln von betont gewöhnlichen Dingen, Zuständen und Menschen, etwa von Stammtisch-Brüdern, die an Autos rumschrauben und einen Hauch von wildem Leben genießen, wenn in ihrem Mofa-Club die Tätowiermaschin’ läuft und nackte Frauen vom Kalender grüßen ("Las Vegas"). In "Normal" zählt der Keller Steff die Dinge des Alltags einfach nur noch auf – den Reifen, der Luft braucht, den Kaktus, der Wasser speichert, die Ampel, die auf Rot umschaltet – und fasst in der Refrainzeile zusammen: "Es gibt Sachen, die san ganz normal". Da muss man auch erst mal drauf kommen.

Der Titelsong "5 vor 12e" wiederum erinnert an einen alten Sketch, in dem alles "fast wia im richtigen Leben" zugeht: Da erzählt Gisela Schneeberger am offenen Fenster Gerhard Polt von allerlei Katastrophen wie Krankheits-, Un- und Todesfällen, während sich drinnen das wahre Desaster entfaltet: Der Braten brennt an. Beim Keller Steff dagegen stehen die Katastrophen gleichberechtigt nebeneinander: Die Eisberge schmelzen, das Klima erwärmt sich und der Leberkas wird kalt.


Die Keller Steff Big Band, "5 vor 12e", erscheint bei Zipfe Adam Records und ist erhältlich über www.kellersteff.de Die Big Band präsentiert die CD am Donnerstag im Strom, Lindwurmstr. 88, Beginn um 21.30 Uhr.

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