Nelly Furtado im Münchner Kesselhaus: AZ-Kritik
Es gibt – gerade bei Konzerten – keinen schlimmeren Takt als den aus einer Rhythmusmaschine. Denn Erinnerungen an die ehemaligen Heimorgel-Spieler im Wienerwald oder die ersten Disco-Stampfer braucht kein Mensch mehr. Und nun „The Spirit Indestructible“ von Nelly Furtado im rappelvollen Kesselhaus mit so einem Pseudo-Groove! Das kann ja heiter werden! Aber keine Angst, alles wurde gut. Das Schöne an den taktlosen Taktmaschinen ist nämlich, dass man sie wieder ganz schnell abschalten kann.
Wahrscheinlich war’s eh nur ein Fehler vom Mann hinterm Mischpult, dass die Fans die maschinellen Rhythmen so laut gehört haben. Denn die überaus vielseitige und versierte Band der kanadisch-portugiesischen Grammy-Preisträgerin ist in allen Stilarten zu Hause.
Fliegende Wechsel zwischen Rock, Pop, Dance, Folk und Latin, oftmals in einem einzigen Stück – das ist die Stärke von Nelly Furtado. Songs wie „Waiting For The Night“, „Say It Right“ oder auch „Big Hoops“ werden sofort zu Mitsing-Knallern. Genau so wie der italienische Schlager „Quando, Quando, Quando“. Und auch für eine schöne Ballade ist Platz, noch dazu im Duett mit Tour-Support Dylan Murray: „Don’t Leave This Love“.
Nelly Furtado, galant im schwarzen Glitzerkleid, glänzt als Energiebündel. Nicht nur stimmlich, sondern auch als Entertainerin und Anheizerin. Und das richtige deutsche Wort im rechten Moment zeigt den Fans, wo es lang geht: „Lauter!“
Mit „High Life“, einer HipHop-Nummer, geht’s schließlich in die Endkurve. Doch man sieht der Sängerin und Songwriterin an, dass sie gut und gern noch eine Stunde länger auf der Bühne hätte stehen wollen.
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