Muse in der Olympiahalle: Bescheidene Größe
Muse begeistern in der ausverkauften Olympiahalle mit sattem Sound. Die AZ-Konzertkritik.
München - Der Mann mit der Mundharmonika ist wieder auferstanden. Nach Charles Bronson sieht dieser hochgewachsene, breitbeinige Brite aber so gar nicht aus, auch wenn sich sein klagendes Spiel verdächtig danach anhört. Christopher Wolstenholme heißt der Bronson-Imitator, der in der Rockband Muse ansonsten den E-Bassisten gibt und mit seiner Hommage perfekt auf den Hit „Knights of Cydonia“ überleitet.
Der Ausflug in die Filmmusikwelt Morricones steht beispielhaft für einen Abend in der ausverkauften Olympiahalle, an dem das Muse-Trio seinen Ruf als virtuose Liveband manifestiert. Der Technik-Bombast früherer Konzerte wird dabei zurückgeschraubt, was jedoch nicht bedeutet, dass die Show darunter leidet. Nur sind es jetzt die dreisten Drei, die wieder im Mittelpunkt stehen wollen, und die Fans nicht zum Staunen, sondern auch zum Mitmachen animieren wollen.
Und die lassen sich nicht lange bitten, jauchzen bereits bei „Hysteria“, Trampeln in der Zugabe und singen bei Hits wie „Starlight“ begeistert mit. Da kann sich Frontmann Matthew Bellamy auch das Bad in der Menge nicht verkneifen. Seine Ansagen hält der schmächtige Opern-Fan dafür angenehm kurz, viel lieber steigert er sich in sein Falsett hinein, versenkt sich in sein Gitarrenspiel oder lässt sich an seinem Flügel nieder.
Umrahmt wird der fast zweistündige Muse-Mix von ausgeklügelten Videos, die sowohl von der Decke - einer ausfahrbaren umgedrehten Pyramide - als auch von den Seiten eingespielt werden. Ob fallendes Herbstlaub („Falling Down“) oder fallende Aktienkurse („Animals“) – Kitsch und Gesellschaftskritik liegen nah beieinander. Nicht ganz so gut kommen die Songs vom neuen Album an, selbst Laserblitze können eine so fade Dubstep-Nummer wie „Madness“ nicht retten. Eine Ausnahme ist der Olympia-Song „Survival“. Da verschwindet Bellamy unter Rauchfontänen, bevor er zum Verdruss der Fans endgültig die Bühne verlässt.
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