Münchner Philharmoniker unter Paavo Järvi: Frohlocken mit biedermeierlicher Bremse

Die Münchner Philharmoniker unter Paavo Järvi mit Mendelssohn und Pärt in der Isarphilharmonie.
Robert Braunmüller
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Der Tenor Patrick Grah.
Der Tenor Patrick Grah. © Tobias Hase / mphil

Das Problem dieses Werks, das als Symphonie beginnt und als Kantate endet, steckt bereits im Untertitel: "Lobgesang". Felix Mendelssohn Bartholdy lässt den Chor, drei Solisten und das Orchester frohlocken, aber nicht mit vollem Herzen, sondern gebremst durch biedermeierlichen Anstand. Kontraste, die jede Kunst würzen, gibt es nicht, und so ist es kein Wunder, wenn der eine oder andere Hörer verhalten gähnt.

Trennschärfe und Verschlankung

Paavo Järvi setzte in seiner Aufführung mit dem Philharmonischen Chor und den Münchner Philharmonikern auf Verschlankung. Das ist der beste Weg, diesem Werk beizukommen. Das Orchester spielte trennscharf, die Posaunen hoben sich von Beginn an als eigene Farbe vom übrigen Orchester ab. Chen Reiss (Sopran), Marie Henriette Reinhold (Alt) und Patrick Grahl (Tenor) integrierten sich ohne Drücker in romantische Sachlichkeit dieser Aufführung.

Reiz des Leisen bleibt unentdeckt

Aber es blieb ein unerfüllter Rest: So sehr der schlanke Klang des Philharmonischen Chors (Einstudierung: Andreas Herrmann) überzeugte, so sehr wirkten viele dynamische Schattierungen einem Dauerforte geopfert. Der in der Isarphilharmonie beträchtliche Reiz des Leisen blieb bei allem Schwung und sinfonischen Duktus unentdeckt.

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Ein erlesener Gesamtklang

Aufgewogen wurde dies durch die Gesamt-Dramaturgie des Abends: Vor dem "Lobgesang" standen der "Swansong" und die Symphonie Nr. 3 von Arvo Pärt. Das erste Stück steigerte eine religiös angehauchte Melodie und beruhigte sie wieder, das zweite reiht blockhaft choralartige Melodien, wie sie ähnlich bei Mendelssohn auftauchen. Die Bläser der Philharmoniker spielten ihre Soli mit überlegener Ruhe, ihre Kollegen hüllten sie in einen erlesenen Gesamtklang.

An dieser Stelle wurde zuletzt das London Philharmonic Orchestra hoch gelobt. Da ist nichts zurückzunehmen - aber unsere hiesigen Philharmoniker spielen an einem guten Abend doch schöner und runder. Und was wir an dem Chor haben, wird erst jetzt, in der für Vokalmusik günstigen Isarphilharmonie so richtig deutlich.

 

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