München-Konzert von Anastacia im Gasteig: Die AZ-Kritik
München - Sie ist klein, blond, bebrillt und trägt waffenscheinpflichtige High Heels. Und sie bietet mit ihrer fünfköpfigen Band und zwei virtuosen Tänzerinnen genau das, was sie schon seit Jahren macht: Radiotauglichen Poprock mit ein bisschen Soul und Funk. Die US-Sängerin Anastacia hat es mit 49 Jahren immer noch drauf, ihre Fans zu begeistern. Wie in der fast ausverkauften Philharmonie. Ein Konzert unter dem Motto "Evolution", dem Titel ihrer neuen CD, in allererster Linie jedoch wieder ein "Best Of"-Abend mit vielen Hits. Und mit viel Personality Show.
Tatsächlich hat diese Frau, die durch ihren tapferen Kampf gegen den Krebs vielen anderen Frauen Hoffnung macht und ein Vorbild ist, eine ungeheure Bühnenpräsenz. Wenn sie auftritt, ist der Raum erstmal erfüllt. Und wenn sie singt, besonders in den tieferen Tonlagen, kann ihre Stimme Berge versetzen. Sie tanzt auch noch dazu, lässt ihre Co-Tänzerinnen dabei gut ausschauen, und präsentiert auch immer wieder ihre Musiker und betont das Bandfeeling. Dabei dreht sich doch alles nur um sie und ihre Songs, die teilweise schon zu Evergreens geworden sind. Songs wie "Cowboys And Kisses", "Stupid Little Things" und das unverwüstliche "Paid My Dues", für das es vom ersten bis zum letzten Ton Standing Ovations gibt und minutenlangen Beifall. Wie auch bei ihrem ersten großen Hit "I'm Outta Love" in der Zugabe.
Konzert von Anastacia: Fans durften Songs per App wählen
Interessant auch Anastacias Coverversion von Bon Jovis "You Give Love A Bad Name" aus dem Werk "It's A Man's World", in dem sie Rock-Fetzer von männlichen Kollegen interpretiert. Die Fans durften bestimmen, was sie hören wollten - das wurde im Vorfeld per App geregelt - und der Song aus dem Hause Bon Jovi war's dann. Wenn auch wesentlich poppiger als im Original. Eben glattgeschliffen für nicht ganz so harte Mädels. Und dennoch packend.
Was nach wie vor nervt: Die Art, wie sich die Sängerin typisch amerikanisch-kitschig präsentiert und bei ihren Fans anbiedert: "So wonderful people" und wie hübsch und überhaupt. Und München ist die tollste Stadt der Welt, besonders jetzt im Frühling, wo man die Tische ins Freie stellt und so weiter und so fort. Dann holt sie eine junge Frau, Ilka ist ihr Name, aus dem Publikum auf die Bühne und fragt sie, ob sie von hier ist. "No, I'm from Stuttgart", sagt Ilka brav. Und Anastacia fragt sie daraufhin, ob das noch in Deutschland sei. Nun ja. So kann halt niemand aus seiner Haut.
Dafür gibt es später jede Menge T-Shirts mit dem Konterfei der Künstlerin; Anastacia balanciert auf ihren gefährlich hohen High Heels in die Menge und verteilt sie selbst. Und als dann der Schlagzeuger ("Say hello to Steve!" - "Hello Steve!") ein Mitklatsch-Spiel mit den Fans anzettelt, wird es dann doch ein bisschen allzu albern. Schade.
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