"Mphil Late" in der Isarphilharmonie: In der Geräuschkulisse

Interessanter Isarklang, grelles Licht und harte Akustik: Der problematische Start der Reihe "Mphil Late" in der Halle E.
von  Adrian Prechtel
Die Industriekathedrale Halle E ist täglich von 7 bis 23 Uhr offen.
Die Industriekathedrale Halle E ist täglich von 7 bis 23 Uhr offen. © adp

Dass viele Zuschauer der Isarphilharmonie nach dem Konzert nicht gehen wollen, sondern lieber in der Halle E verweilen, spricht stark für die Attraktion des neuen HP8 - und vor allem der 100 Jahre alten Industriehalle. Die ist gleichzeitig Foyer, Bar und in den offenen Rängen sogar Stadtbibliothek. So soll alles den Charakter als "Open House" unterstreichen, unabhängig von gekauftem Kulturgenuss öffentlich und offen sein.

Das alles führte Samstagnacht aber gleich dazu, dass das erste einstündige Konzert der neuen Reihe "Mphil Late" akustisch und optisch unterging. Gebeten hatte man zwei Kontrabassisten und einige Geiger, dazu Schlagzeuger der Münchner Philharmoniker, um eine Komposition von Vangelino Currentzis zusammen mit der experimentellen Band FM Einheit aufzuführen: "Ein Floß wird kommen" - was auf die vorbeirauschende Isar mit ihrem ehemals starken Floßverkehr anspielte.

Mit Liedern von Piraten, Ozeanen und Stürmen

Es begann also spannend: auf ein Alubrett ließ Currentzis kleine Kiesel prasseln, verrieb sie rauschend, während dahinter eine hängende Metallplatte Gewittergeräusche und Ächzen und Quietschen von Holzbalken assoziieren ließ, während Streicher und Pauke einen tranceartigen Rhythmus-loop intonierten.

Mit Liedern von Piraten, Ozeanen und Stürmen rockte dann - leicht psychodelisch - FM Einheit mit Elektronik, Klangobjekten, Gesang, Bass, Brass und Schlagzeug alleine weiter. So wäre das Eingangsstück und das folgende Konzert ansich atmosphärisch und akustisch beeindruckend gewesen. Aber in der Durchführung des Konzerts beging man ein paar Kapitalfehler. Vielleicht hätte man dem Star-Akustiker Toyota, der ja bei der Isarphilharmonie gezeigt hat, wie "Psycho-Akustik" funktioniert, besser zuhören müssen: dunkler Zuschauerraum, damit man aufhört zu quatschen und sich auf die Bühne konzentriert. In der Halle E herrschte aber noch zu Konzertbeginn grelles Licht, so dass die Gäste sich lieber über den gelungenen Raum unterhielten, als auf die Bühne zu achten. Die Folge war ein konzertuntauglicher Dauergeräuschpegel in der hohen Halle.

Bühnenumbau bei laufendem Konzert: Atmosphärischer Rausschmiss

Dass dann auch noch - nach dem ersten Teil - die Philharmoniker-Musiker zusammenpackten und ein Bühnenumbau bei laufendem Konzert passierte, glich atmosphärisch fast einem Rausschmiss. Hinzu kommt, dass akustisch ist die beton-metallene und an den Umläufen der Galerien verblechte Industriehalle E das Gegenteil der Isarphilharmonie ist: Hier verliert sich jegliche Dezenz oder Wärme wie von Streichern - obwohl hier sogar elektronisch verstärkt - ins harte Nichts. Beats und Elektronisches sind deutlich geeigneter, was die nachfolgende DJ-Beschallung bewies.

Also: Licht aus, Spot an und während des Konzerts den Barbetrieb einstellen. Dann klappt wahrscheinlich sogar klassische Kammermusik und kann an diesem fantastischen Ort zum lässigen Erlebnis werden - gerade auch für jüngeres Publikum.

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