Legt’s noch a Schichtl nach!

Die Krautschädl stellen ihre CD „Immer mit da Ruhe“ in München im Orangehouse vor
Dominik Petzold |
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Die Krautschädl stellen ihre CD „Immer mit da Ruhe“ in München im Orangehouse vor

"Spiel den Ball!“, schreit der junge Mann. Er will keinen Pass vom Mitspieler, sondern einen Song von Krautschädl. „Gib ma scho den Boi“ heißt der genau genommen. Aber die Band aus dem oberösterreichischen Wels macht im Orangehouse mit einem anderen Lied weiter. Danach brüllt der Zuschauer noch lauter: „Spiel den Ball, ze fix!“ Sänger Mölgie bedankt sich für den höflichen Zwischenruf – und spielt das Intro zu einem anderen Stück.

Das Lied mit dem Ball wird Krautschädl den ganzen Abend ignorieren, und die Enttäuschung des Fans ist verständlich: Der Song mit dem treibenden Ska-Rhythmus könnte es locker zur Fußballer-Hymne bringen, so berauschend ist sein Refrain. Und das ist nur einer von vielen großen Pop-Refrains auf dem hervorragenden neuen Album „Immer mit da Ruhe“, das das Trio im Orangehouse vorstellt.

Doch ihren Pop-Appeal will die Band live nicht in den Vordergrund rücken, im Gegenteil. Neben dem Fußballsong verzichten sie noch auf andere tolle Melodien der neuen Platte. Nur mit ein paar Songs deuten sie an, wie groß ihr Hitpotenzial ist: mit „Da Sommla“ zum Beispiel oder der Single „Feiah fonga“. Den Radiosound der Aufnahme können sie live zu dritt unmöglich erreichen, aber Frontmann Mölgie ist ein fähiger Gitarrist, und so klingt der Song immer noch gut.

Doch im wilden Mix von Krautschädl gib es neben eingängigem Pop auch Funk, Ska, Alternative Rock und Heavy Metal. Und live setzt die Band vor allem auf ihren härteren Sound, auf ältere, weniger melodieselige Songs. Den Hardcore-Fans gefällt’s, und die sind von weit gekommen. „Salzburg“ schreien einige zwischen zwei Songs. „Wos meints ihr jetzt mit Salzburg?“, fragt Schlagzeuger Fizl. Da brüllen die nächsten schon „Straubing“. Von da ist eine Gruppe angereist, obwohl die Band dort am nächsten Abend ohnehin auftritt. „Aha, des ist a Städte-Kampf“, sagt Mölgie, macht eine kurze Pause und brüllt: „Wels!“

In einer andere Pause reichen die Zuschauer Fizl und Bassist Sonti einen Schnaps, die stoßen an, dann brescht Mölgie mit einem Killerriff voran, drei chromatische Töne rauf und runter, immer wieder. Er singt vom „Schnitzlshaker“ in einem breiten oberösterreichischen Dialekt, der selbst Süddeutsche vor Rätsel stellt, aber zum Tanzen animiert.

Danach sagt der augenzwinkernde, sehr unterhaltsame Sänger: „Geh Soundmann, leg noch a Schichtl nach. Die da vorn werden’s schon aushalten.“ Die halten das gut aus, tanzen und jubeln immer ekstatischer. Und einer ruft: „Spiel den Ball, ze fix!“

 

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