Lana del Rey bleibt cool

Mit ihrem neuen Album "Ultraviolence" zeigt die Amerikanerin, dass sie die Königin der Retro-Inszenierung ist
Sebastian Lauterbach |
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Mit ihrem neuen Album "Ultraviolence" zeigt die Amerikanerin, dass sie die Königin der Retro-Inszenierung ist

Ihre Musik verströmt diese gewisse Aura. In Zeiten des immerselben Hochglanz-Pop, stolziert Lana Del Rey auf die internationale Musikbühne und verblüfft mit ihrem West-Coast-Vibe. Keine anstößigen Posen oder Choreografien mit halbnackten Tänzern. Lasziv ist einzig und allein ihre Stimme. Sie gibt sich als Diva und Anti-Lady-Gaga. Lässt vergangene Zeiten wieder aufleben und wühlt sich mit ihrer Musik durch die Pop-Geschichte. A

ls Referenzen gibt sie Britney Spears und Frank Sinatra an. Verwurzelt ist sie eigentlich in New York, ihrem Geburtsort. Jedoch sieht man in ihren Songs nur die Instagram'esquen goldgelben Sonnenuntergänge Kaliforniens. Romantisiert, überinszeniert und genau wie die Fotoapp mit ihren unzähligen Filtern: ein echter Fake. Denn so ganz glaubwürdig authentisch ist Lana Del Rey, die eigentlich Elizabeth Grant heißt, nicht: Angefangen bei dem bewusst lancierten Divenimage, bis hin zu den überfrachteten Musikvideos, die sich in der Popkultur suhlen und bis zum Übermaß zitieren. Apropos: „Ultraviolence" heißt das neue Werk. Der Fingerzeig geht diesmal nur in Richtung „Uhrwerk Orange". Denn mit Brutalität hat das Album nichts zu tun. Ganz im Gegenteil.

Wie schon in ihrem Debut haucht sich Lana Del Rey in den Sommer. „I share my body and my life with you", singt sie in „Cruel World". Bedingungslos möchte sie geliebt werden. Davon handelt auch ein Großteil der elf neuen Songs: der Liebe. Egal ob Sandkastenliebe, wie im Titelsong „Ultraviolence" oder der musikalischen in „Brooklyn Baby“. Dort schwärmt sie von Lou Reed, der schicksalhaft an dem Tag gestorben ist, als Del Rey nach New York geflogen ist, um mit ihm zu arbeiten. In „Money, Power, Glory" und „Fucked My Way Up To The Top“, geht es, wie die Titel unschwer erkennen lassen, um Erfolg, Neid und das Musikbusiness.

Die 27-Jährige trumpft mit ihrem hypnotiserenden, fast schon sirenenartigen, Gesang auf und wechselt spielerisch in ihr verraucht, verruchtes Jazz-Timbre. Zu schade, dass die Sängerin live nicht an die Aufnahmequalität heranreicht. „Ultraviolence“ könnte ohne weiteres als Film-Soundtrack herangezogen werden. So viele Bilder induzieren die Songs. Vintage-Hollywood trifft Chill-Out-Sound: Während sich immer wieder Streicherteppiche ausbreiten, treibt ein schweres Schlagzeug, das hauchende Nichts in Del Reys Stimme voran. Das alles kulminiert in einer dunklen, schweren Atmosphäre, die den Hörer dennoch fasziniert und in den Bann zieht. Es ist Musik, die einen erschreckend niedrigen Ruhepuls besitzt. Ein beherzter Tritt aufs Bremspedal. Und dann steht alles still. Bis sich die Umgebung langsam aufbäumt und in Zeitlupe weiterbesteht. Sofort fühlt man sich an die Strände Kaliforniens versetzt. Die Sonne scheint nie im Meer zu verschwinden und der Instagram-Filter lässt alles golden leuchten. 

Lana del Rey: „Ultraviolence“ (Universal)

 

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