Kurt Masur und der Geist der Kammermusik

Der Auftakt zu Kurt Masurs Beethoven-Zyklus mit der Dresdner Philharmonie im Gasteig  
Robert Braunmüller |
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Der Auftakt zu Kurt Masurs Beethoven-Zyklus mit der Dresdner Philharmonie im Gasteig.

 

Wo waren nur die Cellisten? Normalerweise sitzen sie in der Mitte zwischen den ersten Violinen und den Bratschen. Oder rechts vom Dirigenten. Kurt Masur platzierte sie zum Auftakt seines Beethoven-Zyklus in einer Reihe zwischen Bläser und Kontrabässe, die nach dem Brauch des Gewandhausorchesters auf der obersten Stufe des Podiums thronten.

Der Effekt ist in der Tat frappierend: Die dunkle Grundierung des Klangs wurde betont, was gut zum runden, deutschen Spielstil der Dresdner Philharmonie passte. Es ist schon kurios, dass viele Musiker die Gasteig-Akustik kritisieren, kaum ein Dirigent aber den Mut hat, mit der Aufstellung des Orchesters zu experimentieren.

Der 85-jährige Kurt Masur wirkte gebrechlich und von der Parkinson-Krankheit gezeichnet. Mit Rücksicht auf seine Gesundheit ließ er auch die Symphonie Nr. 2 weg und beschränkte sich zur Eröffnung seines Beethoven-Zyklus auf die erste und dritte. Und die Frage stand im Raum: Warum tut er sich das an? Er macht es, weil er etwas zu sagen hat.

Quer zum herrschenden Beethoven-Bild

Sein Beethoven ist nicht ruppig und rasch. Die Tempi waren eher gemessen. Der Dirigent nahm sich Zeit, die langsame Einleitung zum Finalsatz der Symphonie Nr. 1 auszukosten, statt gleich ungeduldig loszustürmen. Das alles steht ziemlich quer zum herrschenden Beethoven-Bild, aber es überzeugte durch die Konsequenz und hohe Musikalität.

Besonders eindrucksvoll, ja beglückend, gelangen viele leise Stellen und sanfte Bläser-Soli, die Masur zurückhaltend begleiten ließ und bei denen er die Musiker nicht zum Forcieren zwang. Dieser kammermusikalische Geist funktionierte in der Ersten noch besser als in der massigen Eroica. Aber auch dort beeindruckte das Zwielicht am Ende des Trauermarschs und der endlich einmal ausgereizte Pianissimo-Beginn des Scherzos.

Danach wollte Masur sofort mit dem Finale beginnen, was nur die Hälfte der Streicher mitbekam. Aber nach einem Takt waren alle wieder zusammen. Live ist eben live, und ein Patzer aus Risikofreude spannender als gelangweilte Routine.

Weitere Konzerte am Montag und Dienstag, 19.30 Uhr im Gasteig, Restkarten

 

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