Kunstvoll unbekümmert: das Émile Parisien Quartet
Das Émile Parisien Quartet – eine französische Gruppe mit selbstverständlich wilder Musikmischung.
Morgens Elmex und abends atonal? „Gott hat mir die Zähne geputzt“, heißt ein Titel eines kuriosen französischen Quartetts mit gesundem Biss. Der Saxofonist Émile Parisien und seine drei Spielkameraden mischen derzeit die heimische Szene auf.
Sie werden zu Hause und mittlerweile auch anderswo für eine wilde Musik verehrt, in der stilistisch unbekümmert alles durcheinander geht. Ihre zu weiten Strecken improvisierten Stücke bauen selbstverständlich Einflüsse aus HipHop, Pop oder Klassik (Wagner) ein, klingen dabei aber sehr homogen – vielleicht, weil die Gruppe seit acht Jahren in unveränderter Besetzung beisammen ist und auch dann unzählige Stunden im Übungsraum verbringt, wenn gerade keine Auftritte anstehen.
„Wir sind wie eine Familie. Wir kennen uns untereinander fast so gut wie Ehepartner“, sagt der 30-jährige Émile Parisien, der, anders als sein Name vermuten lässt, aus Cahors stammt (aber schon lange in der Stadt der Liebe lebt), in putzigstem Englisch. „Da wir nun mal sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind, kann es bei uns sehr interessant werden, weil sich die Balance ständig ändert – je nachdem in welcher Stimmung oder Verfassung der eine oder andere von uns ist. Wenn einer durchhängt, ziehen ihn die anderen mit. Wenn einer durchdreht, holen ihn die anderen auf den Boden.“
Wenn sich das Émile Parisien Quartet heute mit dem schön verrückten Trio „Sidony Box“ aus Nantes die Unterfahrt-Bühne teilt, gibt es nicht den „Free Jazz“ zu hören, der der Gruppe missverständlicher Weise oft unterstellt wird. Frei ist allerdings der Geist, mit dem musiziert wird. Das aktuelle Album „Chien Guêpe“ (Laborie) etwa ist eine Absage an vorhersehbare Abläufe und Form-Erwartungen.
Einsteinstraße 42, Samstag 21 Uhr, 18 Euro, Mitglieder: 9 Euro, 448 27 94
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