Konzert-Kritik a-ha: Unplugged in der Olympiahalle München

Mehrmals rufen ihm vereinzelte Zuschauer laut: "I love you" zu, was Morten Harket, unangefochtenes norwegisches Sexsymbol, mit einem schüchternen Lächeln und den Worten "It's a warm feeling" kommentiert, während er sich hinter seinen beiden Bandkollegen verschanzt. Die Hälfte des Konzertes trägt er eine Sonnenbrille, was aber nicht weiter schlimm ist, weil der a-ha-Sänger unverändert sexy aussieht, die Herzen aller weiblicher und vieler männlicher Besucher höher schlagen lässt und seine Stimme auch über dreißig Jahre nach den frühen Erfolgen noch sensationell klingt.
"Eine geile musikalische Reise"
Das scheint auch das Programm der Band zu sein: Es geht um die Klänge, die Bühnenshow ist zurückhaltend und wird dem Unplugged-Konzept dadurch voll und ganz gerecht. Der Pianist Magne Furuholmen spricht Deutsch und wünscht allen "eine geile musikalische Reise", die es auch in der Tat wird, nicht zuletzt durch seine Kunstfertigkeit am Klavier und das vollkommene Gitarrenspiel von Pal Waaktaar-Savoy.
Die im Hintergrund der Bühne agierenden Gastmusiker glänzen wie ein klassisches Orchester, mancher entpuppt sich als Multi-Instrumentalist, alles ist fein abgestimmt und die Bitte der Band zu Beginn des Abends, nicht vor einer Wand aus Handys spielen zu wollen, wird weitgehend befolgt – schließlich hat ja die Vorband, bestehend aus dem Cottbusser Sänger Alexander Knappe und seinem Gitarristen, das Publikum entsprechend befriedigt, als er vor seinem Song "Wunderbare Jahre" bittet, doch die Smartphones-Taschenlampenfunktion zu aktivieren. Der Effekt ist zwar nicht neu, aber immer wieder schön.
Allerdings sind Knappes Texte schon arg rührselig und erinnern stellenweise stark an Poesiealbum und Julia Engelmann, dazu fällt auf, dass die Klavier- und Schlagzeugmusik vom Tonband eingespielt wird, so ist niemand traurig, als endlich die eigentliche Band A-ha spielt.
Zeit zum Träumen und sich treiben zu lassen
Und sie beherrschen ihr Handwerk: Perfekte Schatten-Effekte, tolle Melodien und harmonisch eingeblendete Hintergrundfilmchen vom Ozeansteg bis zum Tunnel aus "Stranger Things" lassen Zeit zum Träumen, zum spielerischen Versuch, die Buchstaben auf der Klavierrückwand zu Worten zu formen und sich einfach herrlich treiben zu lassen.
Zugabe mit "Take on me"
Neben mir entdecke ich die Münchner Szene-Legende Boris aus dem Antischick, mit dem ich im Jahr 1985 im Tanzlokal Größenwahn zu "The Sun Always Shines on T.V." tanzte, als sich der Song noch in den Charts befand. Wir nicken uns wissend und zufrieden zu und freuen uns auf die letzte Zugabe, den größten Hit der Band: "Take on me", bei dem sich die sechs Musiker in ihrer Unaufgeregtheit fast noch einmal selbst übertreffen und die rund 7.000 Zuhörer nach knapp zwei Stunden aus einem sehr angenehmen Abend entlassen.