Klassik am Odeonsplatz: Was Besucher wissen sollten

Am Samstag und Sonntag spielen wie jedes Jahr die Philharmoniker und das BR-Symphonieorchester am Odeonsplatz. Wie das Wetter wird, wann der Platz für Passanten gesperrt wird und wie lange die Sanierung der Feldherrnhalle dauert
von  Robert Braunmüller
Der Aufbau am Donnerstag.
Der Aufbau am Donnerstag. © Robert Braunmüller

Seit dem vergangenen Wochenende wird vor der eingerüsteten Feldherrnhalle "Klassik am Odeonsplatz" aufgebaut. Wegen der Sanierung des zwischen 1841 und 1844 nach dem Vorbild der florentinischen Loggia dei Lanzi errichteten Baus spielen das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Philharmoniker heuer nicht in der Feldherrnhalle, sondern auf einer davor errichteten mobilen Bühne.

Das Baugerüst wird "stilvoll illuminiert", wie es Bernd Roos vom im Auftrag der Stadt ausrichtenden Veranstalter Pro Events formuliert. Weil die mobile Bühne vor der Feldherrnhalle Platz braucht, passen etwa 1000 Besucher weniger auf den Platz.

Rund 7000 Karten wurden für jedes der beiden Konzerte verkauft. Die fehlenden Einnahmen konnten allerdings, wie zu hören ist, durch eine Vermehrung der Sponsoren kompensiert werden, die sich von der Baustelle nicht abschrecken ließen. Gerüste gehören allerdings fast traditionell zur besonderen Atmosphäre von Münchens schönstem Konzertsaal: Im Vierteljahrhundert seit dem ersten Konzert waren auch schon die Residenz und die Theatinerkirche eingerüstet.

Die mobile Bühne in einer Simulation des Veranstalters.
Die mobile Bühne in einer Simulation des Veranstalters. © ProEvent

Die Nachfrage der Karten blieb unbeeinträchtigt. Beide Konzerte sind seit Monaten ausverkauft. Karten gibt es nur noch "tröpfchenweise",  so Roos. Apropos Tröpfchen: Voriges Jahr endete das Konzert des BR-Symphonieorchesters nach dem Walkürenritt und dem Finale des dritten Akts von Wagners "Walküre" vorzeitig, diesmal ist nach gegenwärtigem Stand des Wetterberichts bei sommerlich lauen Temperaturen kein einziges Tröpfchen zu erwarten.

Klassik am Odeonsplatz: Beide Konzerte werden gestreamt

Am ersten Abend begleitet das BR-Symphonieorchester den Pianisten Daniil Trifonov bei Sergej Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3. Nach der Pause folgt eine Suite aus der Oper "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss, die der Dirigent Franz Welser-Möst eigens für den Abend zusammengestellt hat. Das BR-Fernsehen überträgt die Veranstaltung zeitversetzt.

Die mobile Bühne in einer Simulation des Veranstalters.
Die mobile Bühne in einer Simulation des Veranstalters. © ProEvent

Bei den Münchner Philharmonikern steht das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit der Geigerin Lisa Batiashvili im Mittelpunkt. Lahav Shani, der designierte Chefdirigent des Orchesters dirigiert im zweiten Teil des Abends Sergej Rachmaninows "Symphonische Tänze". 3sat zeigt am 19. Juli eine Aufzeichung, beide Konzerte werden auf BR Klassik live gestreamt.

Der Aufbau am Donnerstag.
Der Aufbau am Donnerstag. © Robert Braunmüller

Fahrradfahrer sollten den Odeonsplatz bis zum Montag meiden. Fußgänger sind bis zur Vollsperrung des Platzes zwischen 17.30 Uhr und 23 Uhr an beiden Tagen willkommen. Zur U3 und U6 kommt man während der Veranstaltung ohne Karten nur über den Zugang am Café Tambosi, zur U5 nur über die Brienner Straße.

Auch nächstes Jahr wird die Feldherrnhalle als Konzertpodium nicht zur Verfügung stehen. Das Gebäude wird nicht nur gereinigt und statisch saniert, es bekommt auch eine Fotovoltaik aufs Dach, mit deren Hilfe die Halle beleuchtetl und der Stromverbauch der benachbarten Residenz nachhaltiger gestaltet werden soll.

Klassik am Odeonsplatz: Viel Geschichte

Geplant wurde die Halle von Friedrich von Gärtner als repräsentativer Zielpunkt der Ludwigstraße. Die Figuren der beiden Feldherren Tilly und Wrede wurden in der Prinzregentenzeit durch das zweifigurige "Armeedenkmal" in der Mitte der Halle zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ergänzt, 1905 kamen die beiden Marmorlöwen von Wilhelm Ruemann dazu.

Der Normalzustand von „Klassik am Odeonsplatz“.
Der Normalzustand von „Klassik am Odeonsplatz“. © Michael Malfer

1923 wurde hier ein Putschversuch der Nazis von der Landpolizei aufgehalten. Während der NS-Zeit war die Halle eine zentrale politische Kultstätte. Passanten mussten eine an der Residenzstraßenseite angebrachte und von einer SS-Ehrenwache bewachte Gedenktafel mit erhobenem Arm grüßen, sofern sie nicht durch die Viscardigasse auswichen.

Veranstaltungen in und vor der Halle waren in den ersten Nachkriegsjahren aus diesem Grund lange verpönt. 1962 hielt der französische Präsident Charles de Gaulle hier eine Ansprache. Aus diesem Grund fand das erste Konzert von "Klassik am Odeonsplatz" im Jahr 2000 als Millenniumskonzert zur deutsch-französischen Aussöhnung statt, ehe die Veranstaltung dann ab 2002 jährlich wiederholt wurde.

Normalität bei „Klassik am Odeonsplatz“ im Sommer 2019.
Normalität bei „Klassik am Odeonsplatz“ im Sommer 2019. © Marcus Schlaf

Der von König Ludwig I. mit persönlichen Mitteln finanzierte und von ihm dem Staat vermachte Bau wurde zum letzten Mal vor 50 Jahren renoviert. Die gegenwärtige Sanierung durch den Freistaat kostet voraussichtlich bis zu 12,15 Millionen Euro und wird drei Jahre dauern. Erst dann werden die Orchester wohl wieder in der Halle spielen und nicht, wie heuer, davor.

Eventuelle Restkarten bei Münchenticket oder an der Abendkasse in der Briennerstraße.

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