Kent Nagano dirigiert die Alpensinfonie von Richard Strauss

Richard Strauss und die Göteborger Symphoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss
Michael Bastian Weiß |
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Kent Nagano, der Ex-Musikchef der Bayerischen Staatsoper.
dpa Kent Nagano, der Ex-Musikchef der Bayerischen Staatsoper.

Richard Strauss und die Göteborger Symphoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss

Dass „Eine Alpensinfonie“ weitaus mehr darstellt als eine Art frühen Bergfilm zum Hören, haben in den letzten Jahrzehnten einige große Dirigenten herausgearbeitet. Kaum einer jedoch – vielleicht mit Ausnahme des späten Lorin Maazel – ging so weit wie Kent Nagano, die letzte große Tondichtung von Richard Strauss als Symphonie ernst zu nehmen.

Es scheint fast so, als ob Nagano die massenweisen, nicht immer glücklichen programmatischen Beschreibungen der Partitur bewusst ausblenden würde. Jedenfalls widmet er den offen illustrativen Momenten kein besonderes Augenmerk, er realisiert sie weniger gestisch-bildhaft, als dass er sie in den rein musikalischen Fluss integrierte. Die „Wasserfall“-Episode etwa klingt wie eine orchestrale Etüde, die „Wanderung neben dem Bach“ wird so abgeklärt genommen, als ob es sich schon um die melancholische Elegie handelte, und auf dem Gipfel werden die „Gefahrvollen Augenblicke“ der Solotrompete zu einem kleinen Stückchen Neuer Musik. Die programmatischen Elemente werden sozusagen motivisch geadelt.

Dafür hebt Nagano unter dem Mikroskop eine unglaubliche Fülle von Details hervor, die häufig nur Hintergrund oder Füllstimme abgeben. Mit den Göteborger Symphonikern, denen er seit drei Jahren als Leitender Gastdirigent verbunden ist, hat er ganz offenbar akribisch geprobt. Das Tutti ist sorgfältigst gestaltet und kultiviert, das Schlagzeug hervorragend dosiert. Auch Stellen, die im Konzertalltag gerne verhudelt werden, sind bis in das letzte Sechzehntel hinein geradezu ausbuchstabiert. Die Themenkombinationen des „Ausklangs“ erscheinen so klar und deutlich modelliert, als ob sie den Hörer zum Mitschreiben aufforderten.

Was in dieser höchst analytischen Lesart freilich auch verloren geht, ist jeglicher Sinn für dramatische Effekte. Der Verzicht auf orchestrales Kräftemessen ehrt Nagano und die Göteborger, doch hat Strauss seine Symphonie auch mit geschickt gesetzten Höhepunkten versehen, welche die Großform bestimmen. Diese bremst Nagano allzu keusch aus, obwohl den schwedischen Musikern durchaus die nötige Kraft dazu zur Verfügung stünde. Dennoch ist dies eine besondere Einspielung dieses Spitzenwerkes geworden.

Richard Strauss, „Eine Alpensinfonie“, op. 64, Göteborgs Symfoniker, Kent Nagano, Farao Classics, CD und Vinyl

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