Kent Nagano dirigiert Debussy, Liszt und Berlioz - die AZ-Kritik

Französischer Orchesterklang aus Kanada: Kent Nagano und das Orchestre symphonique de Montréal begeistern mit Debussy, Liszt, Berlioz und Bizet in der Philharmonie im Gasteig
Robert Braunmüller |
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In der globalisierten Welt wird alles ähnlicher: Essen, Läden, Kleidung – und der Klang der Orchester. Da ist es gut, dass es ein paar widerspenstige gallische Dörfer gibt. Zu ihnen zählt das Orchestre symphonique de Montréal, das in Kanada die helle, obertonreiche Klangkultur der französischen Orchester verteidigt und kultiviert.

Das Programm, mit dem die Musiker im Rahmen einer großen Europa-Tournee in der Philharmonie gastierten, stellte diese Eigenheiten schön heraus. Und Kent Nagano, ihr Chefdirigent, verfügt über eine hohe Sensibilität in solchen Dingen. Schon Claude Debussys „Nachmittag eines Faun“ wurde angenehm dezent gespielt, mit sehr ausdrucksstarker Ruhe und vor allem ohne das leider international übliche symphonische Auftrumpfen.

Seidige Streicher

Auch Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 2 gewann durch den französischen Kontext beträchtlich an Eleganz. Marc-André Hamelin, der große Unterschätzte unter den virtuosen Pianisten, schüttelte die Vollgriffigkeit ganz locker aus dem Ärmel und tat, als sei dieses Donner-Stück kinderleicht zu spielen. Bei der „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz retten sich viele Dirigenten und Orchester ins Ungenaue. Man hört das Stück oft, aber selten gut. Vor allem der nervöse erste Satz, bei vielen Dirigenten nur ein Vorspiel zu den Spezialeffekten der restlichen vier, kam dank der seidigen Streicher einer Neuentdeckung gleich. Nagano und seine Kanadier zeichneten die Leidenschaften und den Drogenrausch exemplarisch nuanciert und genau nach, unglaublich farbig und zugleich sinnlich-impulsiv.

Danach konnte eigentlich nichts mehr kommen. Aber es kam: Auf Bizets „Fandarole“ als erste Zugabe folgte noch Ravels „Bolero“ – in glühend südlicher Hitze und dem ganz besonderen, rohrigen Klang der französischen Holzbläser. Ein außergewöhnliches Konzert und ein persönlicher Triumph für den in der Staatsoper leider glücklos agierenden ehemaligen Generalmusikdirektor.

Marc-André Hamelin spielt wieder am 9. Juni um 19.30 Uhr im Herkulessaal, Karten unter Telefon 54 81 81 81

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