Justin Bieber Konzert in der Olympiahalle München: Die Konzertkritik

Im Rahmen seiner "Purpose"-Welttournee ist Justin Bieber in der Münchner Olympiahalle aufgetreten. Die AZ-Kritik.
von  Dena Brunner
Justin Bieber hat die Olympiahalle zum Kochen gebracht. (Archivfoto)
Justin Bieber hat die Olympiahalle zum Kochen gebracht. (Archivfoto) © dpa

München - Man kann vor Teenie-Idolen vielleicht noch die Augen verschließen, aber kaum die Ohren. Vor allem, wenn man in der ausverkauften Olympiahalle sitzt und einem 22-Jährigen zusieht, der zu 90 Prozent weibliche Fans in seine Show gelockt hat.

Justin Bieber zeigt seinen 13.000 Münchner Fans, was er alles kann: Singen, Rappen, Tanzen, ja sogar Instrumente spielt der Kanadier. Bei seiner Ballade "Love Yourself" begleitet er sich auf der Gitarre, und als ihm nach spektakulären Hüpf-Einlagen auf einem überdimensional schwebenden Trampolin die Luft ausgeht, setzt er sich ans Schlagzeug und legt ein beeindruckendes Solo hin.

Zwischen der fast täglichen medialen Kritik am ausschweifenden Lebensstil und an den Liebes-Dramen des Pop- und R'n'B-Künstlers vergisst man fast, dass Justin Bieber ein wirklich guter Musiker ist.

Er braucht nur zu blinzeln und die Zuschauermenge eskaliert

Er wurde durch YouTube-Videos, die seine Mutter von ihrem damals noch sehr jungen Sohn ins Netz gestellt hatte, entdeckt. Innerhalb der letzten sieben Jahre brachte er fünf Studioalben heraus, platzierte etliche Nummer-Eins-Hits in den internationalen Charts und gehört mit fast 88 Millionen Followern auf Twitter zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Musikgeschäfts.

Seine "Purpose"-Show verläuft reibungslos: Bieber erscheint, gefangen in einem Glaskasten, von unten auf der großen Bühne. Das gewaltige Konstrukt nimmt etwa ein Drittel der gesamten Halle ein. Seine Tänzer sind fast schon Akrobaten und die Video-Projektionen auf der Leinwand hinter der Live-Band zeigen den Sänger sitzend, stehend, grübelnd, mal alleine, mal mit erotischen Frauen an seiner Seite. Er braucht nur zu blinzeln und die Zuschauermenge eskaliert.

Man könnte ihm vielleicht vorwerfen, dass er in einer Jogginghose aufgetreten ist, dass er nur ein Mal gelächelt hat oder dass er das Publikum nie persönlich, sondern nur mit "Germany" angesprochen hat. Dennoch tut das alles der Unterhaltung des Abends keinen Abbruch.

Eine Entschuldigung unter der Regendusche

Die Live-Stimme des Sängers ist sanft, aber stabil, und jeder Ton sitzt. Die Höhepunkte seiner Show bilden die Songs "Where Are Ü Now", "What Do You Mean" und "Sorry". Für letzteren stellt sich der Mädchenschwarm unter die Regendusche auf der Bühne, und - man ahnt es - zieht sich aus.

Auch seine alten Lieder wie "Baby" und "Boyfriend", die der Sänger damals vor seinem Stimmbruch veröffentlichte, reißen das konstant kreischende Publikum mit. Einige von ihnen hatten die Nacht vor dem Konzert auf Isomatten auf dem Olympiagelände verbracht.

Diese Seite der Vergötterung gehört leider zum Justin-Bieber-Hype dazu, den man einfach nicht gut finden kann. Das Talent des Sängers sollte man jedoch trotzdem nicht unterschätzen.

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