Jonas Kaufmann: Liebesdramen und Walzerrunden

Während der erste Teil den dramatischen Opernstoffen gehörte, schwelgte das Publikum nach der Pause in den Operettendarbietungen. Am Sonntagabend sang Startenor Jonas Kaufmann zusammen mit der Sopranistin Rachel Willis-Sorensen bei den Schlossfestspielen. Begleitet wurde er von den Hofer Symphonikern unter Dirigent Jochen Rieder. Am Ende führte begeisterter Applaus zu vier satten Zugaben.
Kaufmann sang zunächst Arien aus „I Pagliacci“ und dann die großen Liebesdramen und Duette aus Puccinis Boheme, Turandot und Manon Lescaut. Er wechselte sich auf der Bühne ab mit der Sopranistin, kurze Intermezzi des Orchesters verstärkten die dramatische Opernstimmung. Nach der Pause gingen Sänger und Orchester zur leichten Muse über. Operettenstücke unter anderem von Johann Strauß Sohn und Franz Lehar sorgten für Walzerglück und Sehnsucht nach Wien. „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“, entfalteten ihre volle Dramatik in der hereinbrechenden Dunkelheit.

Jonas Kaufmann gab sein Debut als Opernsänger 1993 am Theater Regensburg. Der 1969 in München geborene Tenor studierte zunächst Mathematik und dann Musik in München. Seit seinem Auftritt in der Metropolitan Opera in New York 2006 zählt Kaufmann zu den Klassik-Superstars. Er sang in Wien und Mailand, in Salzburg und Bayreuth. Sein großes Repertoire reicht von Puccini bis Wagner. Der Tenor gewann zahlreiche Musikpreise und erhielt vielfältige Ehrungen, unter anderem 2022 den bayerischen Verfassungsorden. Gerade wurde er Intendant der Tiroler Festspiele in Erl und österreichischer Staatsbürger.
Rachel Willis-Sorensen singt mit Jonas Kaufmann
Bei der Operngala wurde er begleitet von der amerikanischen Sopranistin Rachel Willis-Sorensen. Die 1984 geborene Sängerin trat an zahlreichen großen und internationalen Opernhäusern auf, darunter auch an der Bayerischen Staatsoper und in Wien. Willis-Sorensen stand bereits öfter zusammen mit Jonas Kaufmann auf der Bühne, auch ihr Repertoire reicht von Mozart bis Wagner. Sie singt Ende Juli bei den Münchner Opernfestspielen Elsa in Wagners Lohengrin und ab November wieder an der New Yorker Met.

Die nächsten Liederabende singt Jonas Kaufmann schon in wenigen Tagen bei den Münchner Opernfestspielen und Ende Juli im großen Festspielhaus in Salzburg. Bereits Anfang August tritt er in der Arena in Verona auf. Beide Interpreten glänzten am Sonntagabend in ihren großen Arien und boten gut gelaunt und lässig kleine szenische Einlagen. Sogar ein paar Walzerschritte wagten sie zusammen auf der Bühne vor dem großen Orchester. Die Hofer Symphoniker saßen direkt auf der Bühne und begleiteten Kaufmann und Willis-Sorensen gekonnt und temporeich. Dramatisch wechselndes Farbspiel auf der Bühne und an den Wänden des Schlosses verstärkten den Musikgenuss. Der gesamte Innenhof des Schlosses wurde dabei zur erweiterten Kulisse. Startenor Kaufmann stand im Mittelpunkt des Abends und erfüllte die Erwartungen der Opernfans mit tragender, lyrischer Stimme und facettenreicher Interpretation der gewählten Arien.

Rund 3.000 Menschen genossen zunächst erneut den lauen Sommerabend im Garten an der Ostseite des Schlosses. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis trug ein langes gestreiftes Kleid und bejubelte den Startenor bis zum späten Ende der Gala.
Zum Schluss natürlich "Nessun dorma"
Die angesagten Gewitter verzogen sich in die Nacht, daher blieb genug Zeit für gleich vier Zugaben, die sich das Publikum jubelnd erklatschte. Hierfür kehrte Jonas Kaufmann zunächst zur Oper zurück. Nach dem Trinklied aus La Traviata sang er ein tief bewegendes „Nessun dorma“ aus Puccinis Turandot und am Ende „Wien, Wien nur du allein.“ Gutgelaunt tanzten einige Gala-Besucher direkt vor der Bühne dazu Walzer, der Rest spendete energisch Applaus. Erst kurz vor MItternacht endete die Operngala, viele Besucher summten auf dem Heimweg noch die berühmten Arien.
Am 23. Juli 2025 gibt Jonas Kaufmann einen Liederabend im Nationaltheater (München, 20 Uhr)