Jakub Hruša dirigiert Brahms und Dvoøák

Jakub Hruša hat mit den Bamberger Symphonikern zwei Hauptwerke von Brahms und Dvoøák eingespielt
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent Jakub Hruša.
Petra Klackova Der Dirigent Jakub Hruša.

Aussagekräftig ist das Aufnahmedatum dieser beiden Produktionen: Jakub Hruša hat sie noch innerhalb seiner ersten Saison als Chefdirigent der Bamberger Symphoniker gemacht. Offenbar war er zuversichtlich, dass er mit seinem neuen Orchester ziemlich rasch ziemlich gut zurechtkommen würde. Und zwar so, dass er künstlerisch relevante Einspielungen von zwei Symphonien von Johannes Brahms und Antonin Dvoøák vorlegen könnte, die bereits in zig berühmten Versionen vorliegen.

Es ist Hruša gelungen. Zwar werden die bisherigen Referenzaufnahmen der Symphonie Nr. 4 von Brahms respektive der Symphonie Nr. 9 von Dvoøák nicht verdrängt. Denn Hruša hat von beiden Werken keine quasi ganzheitlichen Versionen vorgelegt, die sämtliche ihrer Aspekte umfassen. Besonders bei Brahms könnte mancher Hörer bedauern, dass die Musik von jedem Überschwang des Gefühls, Inbrunst, Tragik der Entsagung, bereinigt ist. Das Besondere ist hier der hohe Grad der Planung.

Dem Enddreißiger scheint beim Dirigieren ein Reißbrett vor dem inneren Auge zu schweben. Jede Äußerung ist bis in die kleinsten Übergänge hinein sorgfältig artikuliert, oftmals sogar überraschend leichtgewichtig gehalten. Doch es setzt keine emotionale Entwicklung ein hin zu den tragischen Schlüssen der Ecksätze, sodass der erste unmittelbare Affekt die Fröhlichkeit des Scherzos ist, das unter Hruša kaum lärmt und keine Spur von Manie trägt.

Mathematische Präzision

Der populären und vielgespielten Symphonie „Aus der Neuen Welt“ von Dvoøák schadet dieser analytische Zugriff noch weniger. Die Strenge ist ein Mittel gegen deren Neigung zum bloß Rhapsodischen. Man höre allein die frei umherschweifende Einleitung, die unter Hrušas Händen weniger den Charme eines Naturbildes ausstrahlt als die fast mathematische Präzision einer rhythmischen Berechnung.

Nicht zuletzt liegen hier Orchesterleistungen erster Güte vor, die klangtechnisch spektakulär eingefangen wurden. Das „Multichannel System“ braucht man dabei gar nicht. Auch mit herkömmlichem Gerät kann man die räumliche Weite des Klangbildes genießen, mit der sich gemäß der älteren Orchesteraufstellung die ersten und zweiten Violinen gegenübersitzen. Mal seidig, mal fahl, bringen sie das Vexierspiel von Ober- und Unterstimme heraus, das Brahms so liebte. Die Bläser hingegen alle wie aus einer einzigen Lunge.

Ein faszinierendes Detail ist noch die scharfe Kontur der Kontrabässe – und bisweilen glaubt man fast, das knarzende Kontrafagott sogar sehen zu können.

Michael Bastian Weiß

Brahms: Symphonie Nr. 4; Dvoøák: Symphonie Nr. 9,, Bamberger Symphoniker, Jakub Hruša (Tudor)

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