Immer wieder Saiten wechseln

Willy Astor kommt mit Sound of Islands am 13. Dezember in den Circus Krone – eine Kaffeebegegnung mit Gitarrenbegleitung
Christian Jooß |
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 Willy Astor kommt mit Sound of Islands am 13. Dezember in den Circus Krone – eine Kaffeebegegnung mit Gitarrenbegleitung.

Der warme Geruch aufgebrühter Bohnen, die Trambahnen, die durch diesen Morgen in der Rumfordstraße fahren. Im dick wattierten Mantel steigt er vom Fahrrad. Betritt die Kaffeerösterei. Eine sportliche Umhängetasche hat er dabei. Sie bekommt einen eigenen Stuhl. Der steht einer Tasche wie ihr auch zu. Sie will sich gar nicht mehr schließen lassen.

Was schleppt Willy Astor da eigentlich mit sich herum? Während der Kaffee kommt, zieht er ein papiernes Tischset heraus. Darauf Textentwurf, Satztrümmerbruch, durchgestrichen, überschrieben, ansatzweise zur Ordnung gerufen. Astor ist ein „Zettelwirtschafter“, sagt er. Meist liegt ein Stift auf seinem Nachttisch. Im Hofgarten hat er mal ein Ideenbüchlein liegenlassen. Es tut ihm heute noch leid.

Astors Kreativität braucht wohl die Fassbarkeit eines echten Blattes Papier, statt eines Bildschirms, um sich ihrer selbst gewiss zu werden. „Der Geist, der lässt sich einfach nicht bescheißen.“ Der Satz fällt am Anfang des Gesprächs, um dann eine Weile mit am Tisch zu sitzen. Willy Astor ist für viele der Wortkunstkomiker. „Nachlachende Frohstoffe“ heißt sein Programm, mit dem er durch Deutschland, Österreich und die Schweiz unterwegs ist.

Der Geist blitzt zwar auf, wann er will, aber bei Astor blitzt er häufig. Gerade entdeckt er ein junges Publikum. Das „Hängereh“ heißt das Lied mit Video, das schon auf seiner Homepage zu sehen ist. „Das Kind in mir ist ja schon Berufsbegleitung“, sagt er. Seine Tochter ist zwar schon 20, aber er erinnert sich noch gut an die Zeit, als er Rolf Zuckowski einfach nicht mehr hören konnte.

Das vom Baum baumelnde Hängereh finden in seinem Fall die Kleinen super, während sich auch die Erwachsenen darüber freuen, dass das Hängereh Gista heißt. Die Aufnahmen für die Kinderplatte finanziert er selber, leistet sich Begleitmusiker. Das kann teuer werden. Aber Astor ist wohl nicht der Typ für lauwarme Kompromisse.

„The Sound of Islands“ heißt sein Langzeitprojekt. Mittlerweile ist es die dritte Besetzung. Hier begegnen sich Musiker in Astors Welt der akustischen Instrumentalmusik. Fünf Alben gibt es mittlerweile. Die Sounds haben sich entwickelt. Neueste Stufe ist die Zusammenarbeit mit Martin Kälberer, der die Pianofarbe in die Gruppe brachte.

Bei seinen Auftritten in Landshut und München hat Astor ein Orchester dabei. So etwas leistet sich kaum noch einer. Klassische Musiker aus München sollen ihn bei fünf bis sechs Songs begleiten. Jazzpianist Christian Elsässer hat die Arrangements geschrieben.

Im momentan mitreißenden Fluss des Schaffens hat er schon ein nächstes Projekt geplant: eine Songwriter-Platte mit Liedern über Liebe und die Stolperfallen des Lebens. Seit 1977 spielt er Gitarre. „Es ist eine Passion geworden“, sagt Astor. Ursprünglich war seine Motivation eine andere: „Ich lerne doch mit 16 nicht Gitarre spielen, um Gitarrist zu werden.“ Der Bock Herbert und der Riedl Peter wohnten damals im selben Block im Hasenbergl. Die beiden hatten Gitarren.

Willy kam mit seinem Akkordeon ans Seeufer. Im Repertoire das „Kufsteiner Lied“ und den „Schneewalzer“: „Ich habe einfach gemerkt, die Mädels fahren überhaupt nicht auf Akkordeon ab. Die schicken Hasen saßen halt bei meinen Freunden rum und bei mir saßen die Schrebergärtner.“ Wie die Zeit so vergeht: Heute seufzt seine Frau, wenn er sich schon wieder eine neue Gitarre will.

Und Astor kauft schon dann und wann ein Instrument: „Man hat als Gitarrist immer eine zuwenig.“ Eine achsaitige Bariton-Gitarre hat er sich eben bauen lassen. Mit einem Typen, der noch Papier liebt und der so zufrieden ist, wenn er über Instrumente redet, sollte man doch auch über den ganz eigenen Geruch plaudern können, den neu gekaufte Gitarren beim Öffnen des Koffers verströmen? Spezialgebiet, zugegeben. Aber Astor hat sofort einen duften Tipp: „Es gibt nichts Besseres als eine Flamencogitarre mit einem Zypressenholz.“

Willy Astor und Sound of Islands spielen am 12. Dez., 20 Uhr, in Landshut, Eskara Sport- und Kulturarena, und am 13. Dez., 20 Uhr, im Circus Krone

 

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