Im Gasteig, auf der Alm und im Club
Es war fast symbolisch, dass der Chefdirigent fehlte. Denn das Orchester, vertreten durch den Cellisten Stephan Haack, startet in der kommenden Saison mit eigenen Initiativen durch: Die Münchner Philharmoniker werten ihre Kammerkonzerte im Künstlerhaus mit Solisten wie Anja Harteros und Mark Padmore auf. Sie erweitern ihre Jugendarbeit, gehen auf die Alm und spielen wieder – wie kürzlich – im Club.
"Wenn wir da 1000 Zuhörer haben und nur 50 kommen später auch in die Philharmonie, haben wir gewonnen“, findet Haack. Die Abonnenten werden wie üblich bedient: Der 150. Geburtstag von Richard Strauss am 11. Juni 2014 wird mit fünf Programmen unter Lorin Maazel vorgefeiert. Benjamin Brittens Hundertster wird mit dem „War Requiem“ geehrt. Wenn man von Ligetis Violinkonzert und einer Uraufführung absieht, sind die Programme frei von Überraschungen und nach 1950 entstandenem Repertoire. Es gibt viel Tschaikowsky, das Verdi-Requiem und die großen „B’s“ in eher kleineren Dosen. Ein echter Knüller wird auch aufgeboten: Der Feuerkopf Gustavo Dudamel dirigiert Mahlers Siebte.
Unter den Gastdirigenten finden sich Namen wie Kent Nagano, Alan Gilbert, Paavo Järvi und Pablo Heras-Casado. Größere Überraschungen und neue Köpfe fehlen. Ehrendirigent Zubin Mehta legt eine Pause ein. Dafür leitet der künftige Chef Valery Gergiev einen Strawinsky-Zyklus mit vier Programmen, von denen die Hälfte vom Orchester des Mariinsky-Theaters aus St.<TH>Petersburg bestritten wird.
Solisten wie Leif Ove Andsnes, Emanuel Ax, Daniel Müller-Schott und Rudolf Buchbinder werden eher haushälterisch eingesetzt. Viel Glanz ist da nicht. Immerhin steht Anja Harteros als Strauss-Sängerin in einem besonderen Fokus: Sie wird unter anderem die „Vier letzten Lieder“ interpretieren. Niemand singt sie schöner, und so wird es niemanden stören, dass sie die auch schon mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und beim Staatsorchester aufgeführt hat.
Bei den Abonnenten gab es einen leichten Rückgang: Die Zahl sank um rund 700 auf 17 300 Abonnenten, so Intendant Paul Müller. Allerdings sei der Abo-Rückgang durch steigende Einzelverkäufe ausgeglichen worden. Die Auslastung der Konzerte liegt aktuell bei 93 Prozent. Kein Grund zur Sorge also. Aber es zeugt von Weitblick, schon jetzt an die Zukunft der Klassik zu denken.[AUTOR_ENDE]