Hubert von Goisern auf dem Königsplatz
München - Viel Federn hat er noch nicht gelassen, der 62-jährige Hubert von Goisern. Aber mit Federn im Gepäck kam der Liedermacher aus Bad Goisern am Freitag an den Königsplatz. Rund 10 000 Fans feierten mit ihm das neue Album „Federn“, Goiserns große, musikalische Südstaaatenreise aus Country, Cajun, Blues und Rock.
Was für ein Traum von einem Open Air-Konzert! Linde Sommerluft über dem so gut wie ausverkauften Königsplatz (bestuhlt), nette Leute quer durch alle Alterschichten - und über allem die ergreifende Msuik von Hubert von Goisern und seiner Band.
"Ein lässiges Wetter habt ihr mitgebracht!", begrüßte der König des Alpenrock gut gelaunt seine Fans. Und jeder spürte sofort, dass dies wohl ein ganz besonderer Abend werden wird. Und so kam's dann auch. Auch wenn große Teile des Programmablaufs schon vom Auftritt vom Circus Krone im letzten November her bekannt waren.
Es geht nämlich noch mal um den Bericht über die beiden USA-Besuche des Musikers, das derzeit letzte Kapitel aus der Never-ending-Story "Achleitners Reisen". "Ganz ehrlich", erzählt er, "ich bin rüber gefahren, um meine Vorurteile gegenüber den Amerikanern abzubauen. Doch statt dessen haben sie sich nur noch potenziert". Und: "Überall auf der Welt gibt es Blitzköpf'. Aber weil in Amerika so viele Menschen leben, gibt's da auch besonders viele Blitzköpf'."
Und dann erzählt er von katholischen Musikern, die sich weigern, mit ihm die weltbekannte Hymne "Amazing Grace" zu spielen. Weil die nämlich aus eine evangelischen Ecke kommt. Und von anderen, die nichts von einem bestimmten Song wissen wollen, weil dessen Komponist ein Schwarzer ist.
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Die Schlußrunde beginnt dann mit dem Hit "Brenna tuats guat" erstmal fetzig, bevor sie mit ein paar ergreifenden Balladen ziemlich andächtig wird. Dann unvermittelt ein riesiges Alphorn, das neue Pferd im Stall des Multiinstrumentalisten Hubert von Goisern. Das er als Österreicher anfangs gar nicht aufzäumen wollte, weil es seiner Meinung nach eher in die Schweiz ("Wer hat's erfunden?") gehört. Bis klar war, dass es aus einer ganz anderen Ecke kommt.
Dennoch hat er viel mitgebracht aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, zum Beispiel Country-, Zydeko- und Folk-Einflüsse - und vor allem den Lousiana Blues. Und wie der auf der steirischen Ziehharmonika klingt, das ist schon mehr als beeindruckend. Gerade so, als wäre er nie für ein anderes Instrument gemacht worden.
So gibt es anfangs ein paar amerikanische Klassiker wie "Jambalaya" oder auch Ray Petersons "Corinna Corinna", herrlich ausufernde Soli aller Instrumente, und ein geniales Zusammenspiel zwischen der Diatonischen und der Pedal Steel Guitar, dieses Mal gespielt von Robert Bernstein, genau wie sein Vorgänger Steve Fisher ein Mitbringsel aus den USA.
Und immer wieder Blues und nochmal Blues. "Man kann ihn auch Depression nennen", so Hubert von Goisern. "Mein Tipp: Wenn er kommt, der Blues, nie weglaufen. Sondern ganz fest anschauen und an sich drücken. Bis er jammert, weil es ihm zu eng wird, und weg will!" Ach ja, wenn's doch bloß so einfach wäre!
Mit "Weit, weit weg von dir" und "Herst es ned, wia de Zeit vergeht" kommt dann fast so etwas wie ein heiliges Gefühl über dem inzwischen nächtlichen Königsplatz auf. Alle stehen auf und singen die Texte Wort für Wort mit, vorsichtig und andächtig. Und der Blues nimmt reißaus.
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