Hinreißende, nordische Emotionen
Der finnische Dirigent Esa-Pekka Salonen ist bekannt für seine extravaganten Konzertprogramme. Im Herkulessaal musizierte er mit dem BR-Symphonieorchester drei Werke, von denen allenfalls das erste – Lutoslawskis „Trauermusik” – und das letzte – Bartoks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta” – miteinander harmonieren. Bartok hätte ein paar zusätzliche Übungseinheiten dringend nötig gehabt. Das vorsichtige Stochern in den lyrischen Eskapaden des dritten Satzes wirkte einigermaßen irritierend.
Für Lutoslawski war Bartok ein Vorbild. Esa-Pekka Salonen wies eindringlich auf die Gemeinsamkeiten beider Werke hin. Der düsteren Streicher-Klage Lutoslawskis und ihrer energischen Passacaglia-Intensität konnte man sich nur schwer entziehen, wohl auch deshalb, weil der Dirigent hier stets schlüssige, zügige Tempi wählte.
Das Violinkonzert von Hindemith hat Frank Peter Zimmermann vor vier Wochen bereits mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt: ein zu Unrecht vernachlässigtes Stück, das sich in den Orchesterzwischenspielen zwar mächtig aufplustert, aber immer dann, wenn der Solist etwas zu sagen hat, vornehm zurück hält. Die sarkastischen Anspielungen auf Mendelssohn und Brahms waren kaum zu überhören.
Dank der hinreißenden Souveränität des Geigers fühlten sich die Zuhörer offenkundig unmittelbar angesprochen. Die Ovationen waren jedenfalls ohrenbetäubend.