Interview

Herbert Pixner kommt nach München: Mit Nostalgie und Lärchenharz

Herbert Pixner hat sein Projekt um ein Klavier erweitert, das Album "Schian!" aufgenommen und spielt am Sonntag und Montag in München.
Adrian Prechtel
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Der Kern des Herbert-Pixner-Projekts: Werner Unterlerchner (links), Herbert Pixner und seine Schwester Heidi sowie Manuel Randi.
Der Kern des Herbert-Pixner-Projekts: Werner Unterlerchner (links), Herbert Pixner und seine Schwester Heidi sowie Manuel Randi. © HPProjekt

Nach kulturellen Krisenjahren und Verunsicherung ist das eine gute Nachricht: "Schian!" klingt so, wie man es von Herbert Pixner erwartet, wenn er nicht gerade seine Kompositionen mit Symphonieorchester aufbläst oder Rock-Träumen nachhängt. Der Gitarrenvirtuose Manuel Randi ist seit fünf Jahren Stammbesetzung. Und diemal hat Pixner noch den Wahlberliner und Pianisten Alessandro Trebo eingebaut. Jetzt ist man mit Heidi Pixner an der Harfe und dem Bassisten Werner Unterlercher zeitweise ein Quintett, das in Pixners eigenem Tiroler Studio "Schian!" eingespielt hat - was hochdeutsch "schön" heißt - mit Ausrufezeichen.

AZ: Herr Pixner, nach langer Pause gehen Sie wieder auf eine große Tour - und sind gleich dreimal in München. Was ist die entscheidende Änderung für Sie nach pandemischen Zwangspausen?
HERBERT PIXNER: Geregelte Zeiten sind bei Musikern selten. Getaktet sind wir nur durch Auftritte. Und in dieser Phase bin ich jetzt wieder mit Touren durch Italien, Österreich und der Schweiz und in Deutschland bis nach Berlin.

Herbert Pixner: "Bis heute machen wir alles selber"

In 17 Jahren ist aus Ihrem überschaubaren Heimatprojekt ohnehin ein Großprojekt geworden. Ist das nicht belastend, wenn man in Coronazeiten für so viele Menschen verantwortlich ist?
Ich habe immer versucht, die Gruppe um mich herum kompakt zu halten. Andere haben Agenten, ein Management, komponieren nur und geben die Musik dann ab - und die ganze Maschinerie läuft an, inklusive Promotion. Ich werde auch nicht mit dem Taxi zum Auftrittsort abgeholt. Bis heute machen wir alles selber, haben keinen Agenten, der sich einmischt, und mit meinem eigenen Tonstudio und eigenem Label bin ich unabhängig. Aber auch bei mir sitzen mittlerweile sechs Leute im Büro, und drei freie Mitarbeiter sind zusätzlich an meine Arbeit gebunden - die meisten haben Familie. Denen will man ja nicht plötzlich die Tür zumachen, wenn durch Corona alles eng wird.

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Was hat das mit Ihnen als Musiker gemacht?
Wir haben "Schian!" gemacht.

"Schön" mit Ausrufezeichen klingt nach einem Gegengewicht zu Pandemie und jetzt auch noch dem Krieg.
Schon im letzten Jahr wurde mir klar, dass das kommende Album "Schian!" heißen muss. Das Album sollte auf jeden Fall was Angenehmes werden in Zeiten der ganzen Härte, die einem aus den Medien und Sozialen Netzwerken entgegendrückt. Ich wollte nicht weiter provozieren, sondern uns die Möglichkeit schenken, für eine gewisse Zeit weg zu sein von allem, was sonst so in der Welt passiert.

Ist das Album "Schian!" also nostalgisch?
Ein bisschen. Das vorherige "Lost Elysium" war ein progressives Werk. Ein bewusster Verzicht auf klassische Gitarre und "unplugged". Stattdessen E-Gitarre und härtere Klänge. Das hat es für mich gebraucht, als Zeichen, dass man mit unserer handgemachten Musik aus den Alpen auch ohne Schlagzeug Druck aufbauen kann und auch nahe an eine Rock- oder sogar Punkband rankommt. "Schian!" ist jetzt wieder anders.

"Ein Flügel bringt noch einmal eine andere Dynamik"

Sie haben dazu einen Pianisten zum "Herbert Pixner Projekt" ergänzt. Was kann ein Klavier Ihrer Musik hinzufügen?
Der Alex Trebo war schon als Keyboarder beim unserem Projekt "Italo-Conection" dabei. Und als er einspringen musste, weil unser Gitarrist Manuel Randi coronabedingt auf der letzten Tour zeitweise ausfiel, habe ich gemerkt, dass ein Klavier sehr gut mit der Harfe und dem diatonischem Akkordeon harmoniert und Wärme bringt. Ich habe mich an Astor Piazzola erinnert, der viel mit Klavier gemacht hat. Ein Flügel bringt noch einmal eine andere Dynamik. Es ist fast so, also ob man mit Orchester spielt, auch wenn 60 Musiker natürlich nochmal ein anderes Arrangement verlangen. Aber diese Breite von Pianissimo bis zum Forte bringt auch ein Flügel mit.

Ein wieder etwas elektronischerer, rockigerere Titel heißt "Lörget Blues". Muss man wissen, was der Titel bedeutet?
Es ist der südtiroler Ausdruck für Lärchenharz. Bei allen anderen Bäumen heißt das "Harz" oder "Pech", aber dieses Lörget hat eine besondere Stellung in der Volksmedizin. Und man hat uns als Kinder gesagt, wenn man lange genug auf dem Lörget herumkaut, wird es zum wohlschmeckendnen Kaugummi.

Hat es funktioniert?
Nein. Und den bitteren Geschmack hat man noch tagelang im Mund gehabt. Und das Stück hat dann auch etwas Herbes, Erdiges.

In welche Richtung soll sichn ach dem "schönen" Innehalten und der Rückbesinnung das Pixner-Projekt weiter entwickeln?
Das weiß ich immer erst, wenn ich mich nach einer Tour zurückziehe. Ich denke beim Komponieren auch nicht ans Publikum. Ob die neuen Stücke dann funktionieren, merke ich erst, wenn eine Tour losgeht.

Und?
Früher haben wir neue Stücke immer zwischen die Pixner-Klassiker eingestreut. Jetzt machen wir zwei Sets: neu, dann Pause, dann vertraute Pixner-Stücke. Und das Publikum macht - überraschend - das voll mit, weil die neuen Stücke wunderbar ineinandergreifen.


Herbert Pixner "Schian!" (Three Saints Records, www.herbert-pixner.com) Auftritte in München: diesen Sonntag und Montag, 20 Uhr, Brunnenhof der Residenz und am So, 23. Oktober, Isarphilharmonie, Tel.: 54 81 81 81, www.muenchenticket.de.

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  • Futurana am 07.08.2022 09:11 Uhr / Bewertung:

    Ich liebe die "Pixners". Sobald sie in meiner Nähe auftreten bin ich dort. Sind Vollblutmusiker mit Engagement und eigenem Sound. Hinzu kommt. Dass Herbert P. Ein durchaus tüchtiger Geschäftsmann
    ist. Freue mich riesig auf sein Konzert.

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