Hannes Ringlstetter auf "PNYA" als Wilderer der Stile

Hannes Ringlstetter hat auf seinem neuen Album die Stile wild gemischt. Im Interview spricht er über seine Musik, aber auch übers Künstlersein
Es ist schon eine Zeit lang her, dass Hannes Ringlstetter sich entschlossen hat, Rockstar zu werden. Musik machen, Erfolg haben, berühmt werden – das war der Plan. Klappte so halbscharig. Weil Ringlstetter aber als Kabarettist, Moderator und Schauspieler die letzten Jahre so präsent war, hat es jetzt andersrum geklappt. Er wurde erst berühmt und dann als Musiker erfolgreich. Mit seiner Band „Ringlstetter“ bringt er jetzt das Album „PNYA“, kurz für „Paris, New York, Alteiselfing“ heraus.
AZ: Herr Ringlstetter, auf „PNYA“ hat jeder Song einen anderen Stil. Warum?
HANNES RINGLSTETTER: Die Idee war, das Rumreisen als Künstler mit einer musikalischen Reise zu verbinden. Normalerweise machst du ja genau das Gegenteil: Du versuchst, so vieles wie möglich in einem Senf zu machen, damit es einen Stil hat – und wir haben jeden Song in einem anderen Stil.
Sich überall bedienen, quasi musikalisches Wildern?
Ja, schon, weil es total interessant ist, was rauskommt, wenn vier Niederbayern und zwei Oberbayern beschließen, einen spanischen Song zu spielen und das noch nie gemacht haben. Man hat schon das Gefühl, es klingt nach Spanien, aber etwas bleibt trotzdem hier.
Warum überhaupt eine neue Band, es läuft doch solo gut?
Die Solo-Auftritte mag ich, aber mich hat genervt, dass ich seit zehn Jahren nur das mache. Das ist das eine. Und dann hab ich einfach eine Phobie davor, dass ich die Leute langweile. Und darum versuche ich immer neue Sachen zu machen. Damit die Leute, wenn sie einmal im Jahr zum Ringlstetter gehen, immer was Neues bekommen. Die künstlerische Bandbreite tut mir gut und das Publikum findet es auch gut, wenn man sich da ein bisserl Mühe macht.
Man hat aber den Eindruck, dass diejenigen, die jahrelang gefühlt dasselbe machen oder musikalisch den Stil wahren, mehr Erfolg haben.
Ja, das mag schon sein. Das stimmt auch bei gewissen Sachen. Aber für mich kommt das nicht in Frage. Das erweitert ja auch das Publikum. Wenn man stehenbleibt, hat man es irgendwann immer nur noch mit den gleichen Leuten zu tun. Meine Kunst sehe ich so, dass ich gerne alle Schichten und Altersgruppen erreichen möchte.
Den Titel „Paris, New York, Alteiselfing“ hat Ihre letztes Jahr erschienene Autobiographie auch. Woher kommt er – und warum schon wieder?
Wir hatten mit der Band Schinderhannes 2001 eine Tour, bei der haben wir zuerst in Frankreich für eine Studentenvereinigung gespielt. Dann sollten wir nach New York, was aber wegen des 11. September ausfiel. Und der erste Tag danach in Bayern war ein Auftritt in Alteiselfing. Und dann standen diese drei Städte untereinander auf dem Tourplan. Da dachte ich: Wenn ich jemals wieder mit einer Band unterwegs sein sollte, dann heißt die Tour so.
Und das Buch auch.
Ja, aber das passt gut, denn die Platte ist die Fortsetzung vom Buch. Das Buch ist in der Vergangenheit und am Schluss geht die Reise weiter. Und da setzt die Platte an.
Manche Stücke sind schon ein wenig klamaukig, Würstelstand oder Paris zum Beispiel.
Es ist beides drauf auf dem Album: Solche Titel, aber auch einfach fette Nummern, oder romantische. Ich habe seit 20 Jahren kein Liebeslied mehr veröffentlicht und da ist jetzt eins drauf. Ich versuche immer, so erzählen, dass es eine Leichtigkeit bekommt. Am liebsten ist es mir sowieso, wenn man zweierlei verstehen kann. „Budapest“ ist ein komplett ironischer Text. Den kann man aber auch komplett ernst verstehen. Das mag ich.
Wie bei Niederbayern, der lustige Bilder hat, aber nicht albern ist, ernst wird, aber nicht nur heimatkritisch sein will.
Genau so. Das ist mir persönlich die liebste Form. Als deutschsprachiger Künstler hat man ja diesen komischen Anspruch, dass man Lieder über alle möglichen Themen machen muss. Die Amerikaner machen zu 85 Prozent Lieder über Love. Oder halt Nicht-Love. Ich beschäftige mich mit Themen. Und im Umgang damit lande ich oft in einer liebevoll-ironisch-grantelnden Grundhaltung.
Ab 12. Juli geht’s auf Tour – worauf freuen Sie sich dabei besonders?
Es ist das Schönste an dieser Band, dass wir uns so lange und so gut kennen und miteinander so einen Spaß haben. Das ist für mich fast wie Urlaub. Wir haben Leute, die sich um alles kümmern. Und das ist eben ein Jugendtraum: Morgens aus dem Bus auszusteigen und zu schauen: So, wo sind wir denn jetzt? Das ist total lässig.
„PNYA“, bei Millaphon Records, live beim Tollwood-Sommerfestival am 23. Juli, 19 Uhr als Special Guest von Peter Cornelius