Hamburg - ein Vorbild für München?

Musik statt Gemüse: Integriert in die denkmalgeschützten Großmarkthallen hat das neue Mehr! Theater in Hamburg eröffnet. Es könnte ein Vorbild für München sein
Robert Braunmüller, Carola Große-Wilde |
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Die Elbphilharmonie ist noch nicht fertig, da bekommt Deutschlands Musicalhauptstadt Hamburg ein neues Theater, das auch als Konzertsaal genutzt werden kann: Mit einem Konzert des London Symphony Orchestra unter Leitung des Dirigenten Gianandrea Noseda ist am Samstag das neue Mehr! Theater am Hamburger Großmarkt eröffnet worden.

Auf dem Programm standen am Samstagabend das erste Klavierkonzert von Peter Tschaikowsky sowie die fünfte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. Das neue Theater des Unternehmen Mehr! Entertainment bietet bis zu 2400 Zuschauern Platz und ist damit das größte der Stadt.

Musicalmetropole

Mit den vier Musicaltheatern der Stage Entertainment kann die Hansestadt nun mit fünf Musicalspielstätten aufwarten. Schon jetzt gilt Hamburg nach New York und London als drittgrößte Musicalmetropole der Welt.

Aber braucht Hamburg überhaupt noch ein Musicaltheater? Maik Klokow, Geschäftsführer Mehr! Entertainment, meint ja: „Wir haben hier einen neuen Anker gesetzt. Ein Mehrzwecktheater, kein Musicaltheater, wie der ein oder andere vielleicht denkt“, sagte er vor dem Konzert. Deshalb wurde das Theater auch nicht mit einer Musicalproduktion eröffnet – das Queen-Musical „We Will Rock You“ und „Dirty Dancing“ folgen demnächst –, sondern mit einem klassischen Konzert.

„Das Theater hier mitten im Hafen, das hat was“, meinte Schauspielerin Hannelore Hoger („Bella Block“). Manch andere Halle in der Hansestadt sei etwas in die Jahre gekommen. Konzertveranstalter Hans-Werner Funke ist ebenfalls gespannt. „Ob Hamburg so ein Haus braucht, wird sich noch herausstellen. Da muss man auch die Akustik abwarten. Als Gastspielhaus finde ich das Theater schon interessant. Es ergänzt das Angebot zwischen Elbphilharmonie, Congresscentrum und der großen O2-World.“

Ein Saal für Entertainment, Popkonzerte – und Klassik

Nach Angaben von Theaterleiterin Nathalie Heinrich gibt es bereits viele Anfragen. In dem Theater mit flexiblen Stuhlreihen sind verschiedene Bespielungsvarianten möglich: Mal gibt es eine frontale Bühne mit klassischem Theaterportal, bei einem Popkonzert können die Zuschauer im Innenraum stehen, mal ist die Bühne in der Mitte mit Sitzplätzen umgeben, zum Beispiel bei einem Boxkampf. Die Anzahl der Plätze variiert dementsprechend von 480 bei einem Galaabend bis zu 3500 Steh- und Sitzplätzen. „Selbst Dressurreiten oder Schlittschuhlaufen wären theoretisch möglich“, sagte der technische Leiter Michael Rütz.

Rund 30 Millionen Euro investierte das Unternehmen Mehr! Entertainment, das bereits sieben Spielstätten in Deutschland betreibt. „Das ist ein Glücksfall für unsere Stadt – aus touristischer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht“, hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz beim Richtfest erklärt und an die Anfänge Hamburgs als Musicalstadt mit der „Cats“-Premiere 1986 erinnert.

Während drinnen die Besucher noch dem Konzert lauschen, beginnt um 23 Uhr für die benachbarten Obst- und Gemüsehändler die Arbeit. Dass der Marktbetrieb in der historischen Großmarkthalle von 1962 weiterläuft, war Voraussetzung für den Theater-Neubau.

Vorbild für München

Die kulturelle Nutzung der Hamburger Großmarkthalle könnte ein Vorbild für München werden: Hier wird die Großmarkthalle in Sendling nach 2020 frei, weil in der Nähe ein Neubau errichtet wird. Ursprünglich sollte eigentlich Christian Stückls Volkstheater in die Stahlbetonhalle aus dem Jahr 1912 einziehen. Das Theater erhält jedoch nach einem Beschluss des Stadtrats vom vergangenen Dezember einen Neubau im zentrumsnäheren Gelände des ehemaligen Viehhofs am Schlachthof.

Die Zukunft der Münchner Großmarkthalle ist noch offen. Die Konzertsaalfans um das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks äußerten sich bisher abwinkend: Sie ziehen einen Standort in der Innenstadt vor. Allerdings werden international neue Säle eher in Außenbezirken errichtet, um sie kulturell aufzuwerten.

Falls der Gasteig wie geplant zu einem reinen Klassik-Konzertsaal für die Philharmoniker und das BR-Symphonieorchester umgebaut wird, brauchen die Münchner Pop-Veranstalter neue Räume. Sie klagen bereits jetzt über fehlende Kapazitäten. Deshalb spricht viel dafür, in Sendling einen ähnlichen multifunktionalen Saal wie in Hamburg zu errichten. Und Stage Entertainment sucht, wie immer wieder zu hören ist, seit Jahren nach einem Standort in München.

 

 

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