Grandios aus der Beschränkung

Im Prinzregententheater durchdringt Pianist Leif Ove Andsnes Beethoven wie Chopin
Christa Sigg |
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Ein charmantes Lächeln gibt’s erst nach Chopins As-Dur-Walzer aus Opus 34. Und diese zweite Zugabe ist dann auch das einzig salonhaft Glamouröse an diesem Abend kluger Beschränkungen. Einfach nur zulangen, wo „mit Entschlossenheit“ draufsteht, das wäre Leif Ove Andsnes zu simpel, zu krude.

Und er hat kein Problem, den Steinway scheppern zu lassen, so es denn Sinn macht. Aber noch in den schroffen Oktaven, die im Kopfsatz von Beethovens F-Dur-Sonate op. 54 beschaulichen Menuett-Anwandlungen gegenüberstehen, legt er größten Wert auf Klangdetails, interessieren ihn die Luken, die sich hin zum 20. Jahrhundert öffnen.

Wenn Andsnes mit Bartóks Suite op. 14 anschließt, unterstreicht das nur diesen Ausblick, und auch die folgende Großportion Beethoven – op. 101 – gewinnt im Marschthema des zweiten Satzes etwas modern Percussives, im Schluss-Allegro dann federnden Swing. Mancher lässt da effektvoll die Muskeln spielen, Andsnes rührt lieber in den Töpfen der Tonfarben, was vor allem in der Fuge des Finalsatzes zu immer neuen, aufregenden Nuancen führt.

Erst recht zeigt Liszts „Pensée des morts“ aus den „Harmonies poetiques et religieuses“, wie überlegt der bescheidene Mann aus Norwegen mit seinen Mitteln und gerade mit dem Pedal umgeht: Die Erinnerungssplitter schweben im morbiden Hall einer kalten Grabeskirche. Und es ist mindestens so schlüssig, wie er nach Chopins dunklem c- moll-Nocturne op. 48/1 in der komplexen vierten Ballade ganz unprätentiös zu erzählen beginnt, leise, nie süffig, und selbst im Forte ein melancholisches Märchen durchscheinen lässt. – Unglaublich, wenn einer dauernd den richtigen Ton findet.
 

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