Kritik

Gestaltungswille: Lahav Shani und das Rotterdam Philharmonic Orchestra

Der designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker mit seinem derzeitigen Orchester in der Isarphilharmonie. Die AZ-Kritik
Robert Braunmüller
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Der israelische Dirigent Lahav Shani.
Marco Borggreve Der israelische Dirigent Lahav Shani.

Der designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker hat eine einzigartige Fähigkeit: Er kann Musikerinnen und Musiker dazu bringen, langgezogene Melodielinien ganz frei und individuell zu gestalten - so, als wären sie im Moment improvisiert.

Diese Qualität war besonders bei Bruckners Neunter am Beginn der Saison des Orchesters der Stadt in der Isarphilharmonie zu erleben. Und sie wiederholte sich am gleichen Ort beim Gastspiel des Rotterdam Philharmonic Orchestra, das Shani noch bis Sommer 2026 als Chef leiten wird, ehe er dann fest nach München wechselt.

Die Orchestrierungen dreier Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy kamen Shanis Gestaltungswillen besonders entgegen. Sie erklangen nobel, einfühlsam und ohne Drücker. Ein großes Versprechen für Robert Schumanns Cellokonzert, das Shani anschließend mit dem Solisten Gautier Capuçhon in nahezu idealer Weise einlöste: Das Solo und das diskret begleitende Orchester hinderten den Solisten nie daran, das poetische und rhetorische Potenzial dieses sehr kleinteilig komponierten Konzerts gesanglich zu entfalten. Unforcierter ist dieses schwer zum Klingen bringende und auch ein wenig gegen das Instrument komponierte Werk selten gespielt worden.

Vielgespieltes zu neuem Leben erwecken

In einer Schostakowitsch-Zugabe durfte sich der Solist mit den Kollegen der Cellogruppe noch elegisch aussingen. Nach der Pause folgte eine in ähnlicher Weise ausgefeilte Aufführung von Antonin Dvořáks Symphonie "Aus der Neuen Welt" - mit mehr Feinarbeit als üblich, differenzierten Schattierungen der Lautstärke und dem üblichen emotionalen Schwung. Nie stellte sich die bei diesem Stück beliebte Routine ein. Und vom Überschwang gab's genauso viel, wie bei diesem Stück richtig ist.

Das Orchester präsentierte sich - von zwei heiklen Piano-Einsätzen des Blechs einmal abgesehen - in Top-Form. Und an Shani durfte eine weitere Qualität entdeckt werden: Er kann vielgespielte Repertoirewerke zu neuem Leben erwecken. Spaß versteht er übrigens auch, wie die zugegebene Pizzicato-Polka bewies.

Am 29. und 30. Januar dirigiert Shani bei den Philharmonikern mit Werken von Louise Farrenc, Mendelssohn und Tschaikowski

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