Gergiev dirigiert Mahler

Mahlers Vierte und das „Lied von der Erde“ mit den Philharmonikern unter Valery Gergiev im Gasteig
Robert Braunmüller |
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Hans Engels

Wer das „Lied von der Erde“ auf Platte gehört hat, ist für Konzerte verdorben. Die Balance zwischen Gesang und Orchester ist, vor allem im „Trinklied vom Jammer der Erde“, auch im besten Konzertsaal der Welt sehr schwer herzustellen. Im als Sängerfalle berüchtigten Gasteig ist da vieles mehr zu ahnen als wirklich zu hören.

Unter diesen widrigen Umständen gelang Gustav Mahlers Symphonie für Tenor und Alt unter Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern besser als jede andere Münchner Aufführung dieses Werks in den letzten Jahren.
Andreas Schager scheint ein seltenes Wunder von Heldentenor zu sein: Er verbindet strahlende Kraft mit jener lyrischen Gestaltungskunst, die hier vonnöten ist. Tanja Ariane Baumgartner singt zwar in der Oper überwiegend Mezzo-Rollen, ihre Stimme verfügt jedoch über die dunkle Glut einer Altistin, die vor allem das letzte Lied, „Der Abschied“, braucht.

Gergiev drang zwar anfangs nicht ganz zum schwermütigen Enthusiasmus der Musik vor. Aber er hatte am Samstag eine sehr glückliche Hand für die ruhigen Stellen. Auch wenn im Interesse der Deutlichkeit über manch leise Stelle munter hinweggespielt wurde, gelangen immer wieder eindringliche Momente. Etwa beim langen Flöten-Solo, das Herman van Kogelenberg als fahles Zwielicht zwischen Auflösung und Vergeistigung interpretierte.

Generalprobe für Paris

Auch in der Symphonie Nr. 4 vor der Pause glückte dank der keusch und silbrig singenden Sopranistin Anna Lucia Richter das Schwerste: der Schlusssatz mit dem Lied von den „himmlischen Freuden“. Davor arbeitete Gergiev mit den Philharmonikern die Eintrübung der Heiterkeit treffend heraus. Auch der Gedanke, die künstlich-naiven Passagen im ersten Satz etwas langsamer zu nehmen als üblich, wirkte ausgesprochen schlüssig.

Nur dem großen Durchbruch ins Hymnische im langsamen Satz fehlte, ähnlich wie im „Lied von der Erde“, der letzte Enthusiasmus, womöglich, weil Gergiev davor etwas im Unterholz verirrt wirkte.

Die Pariser werden dieses Programm zusammen mit der Achten in ihrer akustisch viel besseren Philharmonie als „Mahler-Wochenende“ hören. Wir Münchner haben ihnen allerdings die besseren Solisten voraus, denn Andreas Schager, Tanja Ariane Baumgartner und Anna Lucia Richter sind in Paris nicht dabei.

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