Gemeinsamkeit im Gegensatz

Begeisterung in der Philharmonie: Konstantin Wecker und Angelika Kirchschlager
Tatjana Kerschbaumer |
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Sie schmuggeln. In ihrem gemeinsamen Programm „Liedestoll” verbanden Konstantin Wecker und die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlagerdie seine politische Lyrik mit ihren Arien von Schubert oder gelesenen Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe. „Einschmuggeln” nennt Wecker das. Angeblich nervös über dieses Konzept, war ihm aber vor allem seine Experimentierfreude anzumerken: Obwohl Wecker und Kirchschlager eine Woche lang in seinem toskanischen Landhaus geprobt hatten, waren sie sich „nicht wirklich sicher, was sie zusammen machen werden”.

Der Mix: Außergewöhnlich. Einerseits Wecker mit seinen kritischen Evergreens wie „Wut und Zärtlichkeit”, dagegen Kirchschlager, deren Wurzeln klar im klassischen Gesang liegen. „Leben ist Brückenschlagen”, singt Wecker. Hier gilt: Musik ist Brückenschlagen.

Das zentrale Thema „Brückenschlagen" wurde in den raren Duetten deutlich. Hier Weckers sonorer Sprechgesang, dort Kirchschlagers dramatischer Sopran: Besonders in Johann Wolfgang von Goethe „Erlkönig" bereicherten sich die beiden Stimmen durch ihren Kontrast.

Die Wertschätzung, die sich die beiden entgegenbringen, grenzt an Beweihräucherung. Aber wen stört's, solange das Gesamtkonzept aufgeht.

Egal ob Johann Wolfgang von Goethe „An den Mond”, das Wecker vertont hat oder „Empört euch” mit seinen lyrischen Watschen an Banken und Politiker: Technisch ist das perfekt. Das Spring String Quartett und Percussionist Sebastian Trimolt überboten sich an Enthusiasmus, nur noch getopt von Weckers langjährigem Pianist Jo Barnikel.

Als Linker empfiehlt Wecker „Wehrt euch, widersteht!”; er rezitiert, dirigiert und hastet so über die Bühne, dass die Scheinwerfer kaum folgen können. Kirchschlager bringt Ruhe ins Programm, das trotz allem Aktivismus melancholisch wirkt. Was wäre so ein Abend, ohne einen großen Abgang: Wecker und Kirchschlager verabschieden sich zum ersten Mal. Drei Lieder später zum zweiten Mal. Noch ein Gedicht. Nur noch ein Lied, wirklich nur eines. Abschied die Dritte, die Vierte – und immer noch Standing Ovations. 

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