Kritik

Fünf Sterne deluxe im Backstage: Übermut der 90er durch die Droge Sillium

Die deutsche Rap-Formation Fünf Sterne deluxe im Backstage.
Moses Wolff |
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Die Rapper Fünf Sterne Deluxe.
Die Rapper Fünf Sterne Deluxe. © FKP Scorpio

München - Sie sind unbeschwert, vergnügt, wortgewandt, schlau und verströmen wohltuende Heiterkeit. Wer deutschen Rap liebt, liebt auch die fünf Sterne. Im Backstage feiern sie in erster Linie ihr 1998 erschienenes Debutalbum "Sillium", ein Feuerwerk der fabelhaften Ideen, sowohl inhaltlich, als auch musikalisch. Fetteste Beats, lustigste Rhymes, Tiefgang mit Leichtigkeit, sprachlich auf höchstem Niveau.

Als roter Faden zieht sich ein Theaterstück durch den Abend, in dem die Frontmänner Tobi Tobsen und das Bo samt DJ Coolmann und einer erstklassigen Band sich als Wissenschaftler verkleidet haben, um das Geheimnis des Sillium zu erforschen. "Sillium - das Metaphysikum, weil dein Körper sich bewegt und nur dein Geist reist!"

Fünf Sterne deluxe: Backstage-Werk war brechend voll

Damals, Ende der Neunziger, war HipHop noch anders, es ging um genau jene Mischung aus Weisheit, Wortwitz und Hintersinn. Schon das Vorgängerprojekt "Der Tobi und das Bo" war ein Geheimtipp, und spätestens die Nachfolgeproduktionen machten "Fünf Sterne deluxe" unsterblich und sicherten ihnen ein stabiles Denkmal in der Ruhmeshalle des Deutschrap. Es verwundert also nicht, dass das Backstage-Werk trotz hochsommerlichen Temperaturen und dem Gratis-Free-and-Easy-Festival brechend voll war. Die Hamburger Jungs brachten den Raum erwartungsgemäß zum Kochen, die Münchner Fans hielten die Hände mit zur "Fünf" ausgestreckten Fingern in die Luft und skandierten "Look up in the sky. Was siehst du? - Fünf Sterne! Deluxe!" Herrlich unbeschwerte Stimmung ließ nicht einmal die teils etwas zu lang geratenen gesprochenen Inszenierungen langweilig werden.

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Fünf Sterne deluxe lösen Glücksgefühle aus

Als einziger Kritikpunkt sei der Tontechniker erwähnt, der die Bässe dermaßen übersteuert eingepegelt hatte, dass man Teile des Abends nur als dumpfes Gewaber erlauschen konnte. Das machte aber nichts, sondern verstärkte lediglich das surreale Konzept der Band, die alle wichtigen Songs von "Schund" über "Dördichkeit", "17+4", "Die Leude", "Willst du mit mir gehen" und als Zugabe den Bo-Solo-Gassenhauer "Türlich, Türlich" spielten, hierbei nicht versäumten, dem gut mit den Fünf Sternen befreundeten und leider unlängst verstorbenen Biz Markie zu huldigen.

Sie haben recht, wenn sie sagen: "Fünf Sterne deluxe - wir lösen Glücksgefühle aus." So ziehen nach einem intensiven Abend zahlreiche tiefenentspannte und zufriedene Menschen zwischen 20 und 65 mit schwarzen T-Shirts und nach hinten aufgesetzten Baseballkappen dankbar und fröhlich in den abendlichen Himmel des Backstage-Areals.

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