Entsteht in Aubing der nächste Konzertsaal?
Der Sänger Thomas E. Bauer hat eine neue Idee für eine Ersatzspielstätte
Im Sommer hat der Stadtrat die Generalsanierung des Gasteig beschlossen. Zwar will die CSU angesichts klammer werdender Stadtfinanzen neuerdings lieber Tunnels graben, dennoch gilt: Wenn die Philharmonie für wohl fünf Jahre geschlossen bleibt, wo spielen dann die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die vielen Gastorchester? Möglichkeit 1: Vielleicht ist 2020 schon der vom Symphonieorchester des BR gewünschte dritte Konzertsaal fertig. Das Frankfurter Architekturbüro Speer und Partner prüft derzeit im Auftrag der Staatsregierung fünf Standorte. Noch ist das Gutachten nicht fertig. Aber in dieser oder der nächsten Woche werden Ergebnisse erwartet.
Es scheint, als seien der Apothekenhof, der Finanzgarten und der Olympiapark durchgefallen. Bleiben das Werksviertel hinter dem Ostbahnhof und die Paketposthalle an der Friedenheimer Straße. In beiden Fällen müsste der Staat mit privaten Investoren zusammen arbeiten, was nicht unumstritten ist. Die besseren Chancen hat wohl das Werksviertel, da die Post dem Vernehmen nach noch kein Ausweichgrundstück für ihr Briefverteilzentrum in der Paketposthalle gefunden hat. Möglichkeit 2: Kulturreferent Hans-Georg Küppers musste seit Frühjahr bei der Abonnentenversammlung der Philharmoniker und anderen Veranstaltungen eine Menge Kritik einstecken, weil er öffentlich keinen Ersatz für die Philharmonie nennen konnte oder wollte. Bei den Münchner Philharmonikern wirkte man allerdings ziemlich gelassen.
Eine mögliche Ersatzspielstätte wird heute von privaten Investoren vorgestellt: Das ehemalige Heizkraftwerk in Aubing. Es wurde 2005 von der Bahn an die Mineralölfirma Allguth verkauft, die hier eine Firmenzentrale einrichten wollte. Dazu ist es allerdings nicht gekommen. Der Kopf hinter dieser Idee, hier einen Konzertsaal zu bauen, ist der Sänger Thomas E. Bauer. Er hat im niederbayerischen Blaibach einen viel beachtetes Konzerthaus bauen lassen. Bauer behauptet, die Finanzierung eines Saals sei durch private Gelder weitgehend gesichert. Aber er will sich vorab nicht konkret äußern.
Gergiev soll das Projekt angeblich gefallen
Bei den Münchner Philharmonikern wird die Ausweichspielstätte Aubing vorsichtig optimistisch beurteilt. Ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev soll das Projekt gefallen, hört man. Das Kulturreferat betont hingegen auf Nachfrage, das ehemalige Heizkraftwerk sei nur eine von mehreren möglichen Optionen. Hans-Georg Küppers lässt allerdings kaum eine Gelegenheit aus, um seine Vorliebe für die kulturelle Nutzung ehemaliger Industriebauten zu betonen. Kein Wunder – er stammt aus dem Ruhrgebiet. In München gibt es nicht allzu viele leerstehende Hallen wie dieses Heizkraftwerk, das1940 von der Reichsbahn errichtet wurde.
Und wenn der staatliche Konzertsaal scheitert?
Der Bau steht unter Denkmalschutz und ist nicht weit vom S-Bahnhof Langwied entfernt. Die Erreichbarkeit ist ordentlich, aber nicht optimal. In den neunziger Jahren fanden hier Techno-Partys statt, doch zu einem zweiten Berghain wurde das Heizkraftwerk nicht. Das zentrale Problem des Standorts scheint die Frage der Nachnutzung zu sein: Was soll in Aubing nach dem Umbau des Gasteig passieren? Eine Möglichkeit wäre die Nutzung für Pop-Konzerte. Der Bedarf wäre da, das betonen private Veranstalter immer wieder. Im Umfeld der Investoren spekuliert man anscheinend eher auf ein Scheitern der staatlichen Neubaupläne: Dann wäre der Konzertsaal in Aubing alternativlos. Die Begeisterung beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks für das Projekt hält sich daher in Grenzen: Wer will schon einen Saal beziehen, bei dessen Bau man nicht mitreden durfte?