El Maestro Farinelli
Der Titel der Platte wirkt auf den ersten Blick irritierend. „El Maestro Farinelli“ steht da. Wer sich ein wenig in Operngeschichte auskennt, wundert sich: Farinelli war ein berühmter Kastrat, der angeblich einen Trompeter sowohl im Halten und Schwellen eines Tones von erstaunlicher Länge als auch in Reinheit und Kraft, Variationen und Trillern übertroffen haben soll.
Auf dem Cover prangt aber kein Countertenor, sondern der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado. Die Platte widmet sich weniger dem Sänger Farinelli, sondern seiner zweiten Karriere als Musik-Organisator und heimlicher Ministerpräsident am Hof von Madrid. Zu hören sind spanisch angehauchte Ouvertüren und andere Orchesterwerke von Hasse, Porpora, Carl Philipp Emanuel Bach und unbekannten Kleinmeistern. Concerto Köln spielt diese Musik auf Nachbauten alter Instrumente gepfeffert und mit Extra-Paprika wie eine mallorquinische Chorizo. Die Fandangos und Seguidillas versetzen einen in allerbeste Sommerstimmung.
Ein wenig Gesang ist beigegeben: Bejun Mehta singt Porporas Arie „Alto Giove“, eines jener Stücke, mit denen Farinelli den melancholischen König Philipp V. unterhielt. Und dann ist da noch das rauschende Kastagnetten-Duett „Vendado amor es, no ciego“ von José de Nebra, das der Counter mit sich selbst singt: Wer da nicht unverzüglich in beste Laune verfällt, dem ist nicht zu helfen.
Pablo Heras-Casado, Concerto Köln: „El Maestro Farinelli“ (Archiv Produktion/DG)
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