Ein Talentschuppen zum Verlieben
Am Sonntag leitet die Dirigentin Oksana Lyniv das Konzert des Landesjugendorchesters im Gasteig
Alljährlich am Ende der Weihnachtsferien beendet das Bayerische Landesjugendorchester seine Tournee durch den Freistaat in München. Oksana Lyniv, die Assistentin von Kirill Petrenko, dirigiert. Auf dem Programm des Konzerts stehen das Adagio aus der Symphonie Nr. 10 von Gustav Mahler und Maurice Ravels Suite Nr. 2 aus „Daphnis und Chloe“. Sebastian Klinger spielt das Cellokonzert von Edward Elgar.
AZ: Herr Burger, wie lange gibt es das Landesjugendorchester schon?
ANDREAS BURGER: Gegründete wurde das Orchester 1974 zur Förderung des Orchesternachwuchses. Es ist eine Anschlussmaßnahme an den Wettbewerb „Jugend musiziert“, der sich primär um solistische und kammermusikalische Talente bemüht. Für junge Musiker, die eine Karriere im Orchester anstreben, gab es damals nichts. Es ist eine Erfolgsgeschichte: Nach und nach haben auch andere Bundesländer ähnliche Orchester eingerichtet.
Wer zahlt das alles?
Der Freistaat aus dem Kulturhaushalt. Wir führen jedes Jahr drei Projekte durch: eines im symphonischen Bereich, die anderen sind kammermusikalisch. Dessen Mitglieder rekrutieren sich aus dem Landesjugendorchester. Das fördert natürlich das Zusammenspiel und das Aufeinander-Hören.
Wie kommt man hinein?
Bei uns spielen Schüler von 13 bis 20 Jahren. Musikstudenten dürfen nicht mehr mitmachen. Wir sind mit dem Alter ein wenig heruntergegangen, weil viele Leistungsträger wegen des G8 mit den Abiturvorbereitungen sehr beschäftigt sind.
Wie findet man Schüler, die ausgefallenere Orchesterinstrumente wie Kontrafagott oder Basstuba spielen?
Wir sprechen Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ an. Letztlich funktioniert es aber wie bei professionellen Orchestern: Man bewirbt sich für Probespiele. Bayern ist ein großes Bundesland, wir haben noch jedes Mal eine große Besetzung zusammengebracht. Wir haben außerdem ein rotierendes System: Jeder spielt alles. Wer in einem Stück am ersten Pult als Konzertmeister spielt, sitzt beim nächsten vielleicht in der letzten Reihe der zweiten Geigen.
Das wirkt irgendwie demokratisch.
Es geht uns da mehr um den Lernprozess. Von hinten zu spielen ist auf eine andere Weise schwierig als vom ersten Pult aus zu führen. Um eine Solo-Stelle zu besetzen, muss man allerdings auch qualifiziert sein.
Kommen die Mitwirkenden aus allen bayerischen Regionen?
Es ist gut verteilt. München ist schon stark vertreten. In der Landeshauptstadt gibt es viele Musiker, und bei uns spielen viele Musikerkinder und Kinder ehemaliger Mitglieder des Landesjugendorchesters. Ich war selber mal als Bratschist dabei.
Gibt es besondere Erfolgsgeschichten aus dem Orchester?
Albrecht Mayer hat früher bei uns gespielt. Ich war mit ihm im Orchester. Später war er Solo-Oboist in Bamberg. Kurz vor seinem Probespiel bei den Berliner Philharmonikern hat er mit uns das Oboenkonzert von Richard Strauss gespielt. Er meint, ohne diese Konzertreihe hätte er die Stelle nicht bekommen. Auch im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielen viele Ehemalige, etwa der Kontrabassist Heinrich Braun, dessen Söhne auch schon bei uns waren. Er hat auch seine Frau im Landesjugendorchester kennengelernt.
Wie kam das?
Eine Probe lief nicht so gut, da sagte der Dirigent Werner Andreas Albert: „Ihr müsst euch verlieben“. Heinrich Braun drehte sich um und sah tatsächlich gleich eine Frau, die ihm gefiel. Er hat sie später geheiratet.
Sonntag, 8. Janurar, Gasteig, 17 Uhr, Restkarten an der Abendkasse