Interview

Ein musikalischer "Kalender": Claudia Koreck und ihr neues Album

Singer-Songwriterin Claudia Koreck und Produzent Gunnar Graewert spazieren auf ihrem neuen Album "Kalender" durch die Jahreszeiten.
Thomas Becker |
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Claudia Koreck ist viel draußen und nimmt die Veränderungen in der Natur mit allen Sinnen wahr. Die Eindrücke irgendwann in Songs und auf eine Platte zu bringen, lag nahe.
Claudia Koreck ist viel draußen und nimmt die Veränderungen in der Natur mit allen Sinnen wahr. Die Eindrücke irgendwann in Songs und auf eine Platte zu bringen, lag nahe. © Honu Lani Records

Wie verändern sich Stimmungen, Umgebung, Landschaft und die eigene Wahrnehmung im Wandel der Monate? Die Singer-Songwriterin Claudia Koreck hat sich bei ihrem neuen musikalischen Projekt genau diese Fragen gestellt. Herausgekommen ist ein musikalischer Kalender mit zwölf abwechslungsreichen Songs. Ein Gespräch mit Koreck und ihrem Mann, dem Musiker, Songwriter und Produzenten Gunnar Graewert.

AZ: Frau Koreck, Herr Graewert, Ihr neues Album heißt "Kalender". Mit Kalendern kann man nie früh genug dran sein, aber weshalb gerade dieser Titel?
CLAUDIA KORECK: Das war unser bisher aufwendigstes Projekt, auch weil es eine lange Planung mit sich brachte. Die Idee hatte ich schon vor Corona. Ich bin ja viel in der Natur unterwegs, sommers wie winters, gehe seit vier Jahren jeden Tag mit Marty, unserem Hund, raus, und da sieht man auch die vielen Kleinigkeiten, über die man sonst hinwegsieht. Da entstand die Idee eines musikalischen Kalenders: mal bewusst durchs Jahr gehen, den jeweiligen Monat zwei Wochen beobachten, dann schreiben, gleich mit Gunnar das Lied aufnehmen und auch noch ein Video dazu drehen. Es sollte keine Corona-Beschäftigung werden, es war für mich vielmehr so ein heiliges Projekt.
GUNNAR GRAEWERT: Wir mussten in jedem Monat ziemlich schnell sein, nicht so Larifari-Demo-mäßig, sondern alles absolut fertig machen. Und so ging das Monat für Monat weiter. Ich habe lange und viel für Disney gearbeitet und musste da immer im Mai, Juni Weihnachtslieder schreiben – das ist was völlig anderes.
CK: Mit diesem ständigen Druck ist ein Jahr dann gar nicht mehr so lang. Wir waren nebenher ja auch noch auf Tour.
GG: Mit einem Monat ist man gut drei Wochen beschäftigt. Ich kann mir nichts Aufwendigeres vorstellen als dieses Album!

Neues Album von Claudia Koreck: "Die Freiheit genommen, in der Sprache zu singen, in der ich gefühlt habe"

Heißt: Sie bringen einen solchen Kalender nun jedes Jahr heraus?
CK: Genau, das wär's!

Wie entstehen die einzelnen Kalenderblätter? Ist zuerst der Text oder die Musik da?
CK: Unterschiedlich. Im Januar zum Beispiel waren zuerst die Gedanken da, beim Gang durch eine dunkle Nacht. Im April haben sich dagegen im Studio meine Texte und Gunnars Musik sofort verzahnt.

Singer-Songwriterin Claudia Koreck.
Singer-Songwriterin Claudia Koreck. © Honu Lani Records

Zuweilen singen Sie sogar Hochdeutsch! Hört man nicht oft von Ihnen.
CK: Ich habe mir die Freiheit genommen, wirklich in der Sprache zu singen, in der ich das gerade so gefühlt habe. Bevor ich mich da in irgendwas rein zwänge! Gerade der Februar kam einfach auch so: Dieses französische Chansonmäßige kommt auf Hochdeutsch einfach besser. Da bin ich komplett frei von Zwängen.

Englische Songs sind auch dabei.
CK: Genau, zum Beispiel im Oktober-Stück. Ich hab' versucht, das umzuschreiben, aber auf Englisch war es einfach zuerst so da. Meine Oma wollte, bevor sie krank wurde, mit meinem Bruder und mir nach New York fahren, und ihre Sehnsucht war für mich sofort amerikanisch. So wie's kimmt, kimmt's raus.

Ehemann und Produzent Gunnar Graewert: "Herausforderung war, das Singer-Songwriter-Gerüst zu behalten"

Auch interessant: die äußerst unterschiedlichen Musikstile der Monate.
GG: Ich habe mich da noch zurückgenommen, um die Klischees, die da sozusagen im Raum stehen, nicht zu bedienen. Klar kann man den April mit ganz viel Flöten und Vogelgezwitscher versehen. Die Herausforderung war, das klassische Singer-Songwriter-Gerüst zu behalten und nur durch eine gewisse subtile Instrumentierung und ein paar Akzente und i-Tüpfelchen zu betonen, in welchem Monat wir gerade sind. Soundeffekte kann ja jeder.

Was ich mir schwierig vorstelle: Im Januar weiß man noch nicht, welches Gefühl, welche Musik einen im Februar anspringen werden. Könnte ja auch eine ganz ähnliche Mood sein.
CK: Um der Gefahr zu entkommen, habe ich mir immer unterschiedliche Blickwinkel gesucht. Der Februar zum Beispiel bietet durch das Gesellschaftsleben – Stichwort Fasching – nochmal ganz andere Anreize, auf diese Zeit zu schauen. Es verändern sich ja auch Stimmungen in dir und in der Gesellschaft.

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Der November kommt dann doch erwartbar schwer daher.
CK: Wenn es in den Herbst hineingeht, vergleicht man das gern damit, dass man selbst oder die Eltern älter werden. Man vergleicht den Zyklus der Natur aber auch mit dem eigenen Zyklus. Da bieten sich wahnsinnig viele Perspektiven an. Aber wenn ich sehe, was der Oktober für eine Farbenpracht bietet, macht das Altern gleich weniger Angst, weil ich sehe, dass auch am Ende des Lebens noch viel Schönes kommt.

Claudia Koreck ist "ein Jahreszeiten-Mensch, der die Veränderung mag"

Ein weiterer Clou des Albums: Sie bringen in jedem Monat einen neuen Song heraus, den Song zum Monat sozusagen.
GG: Am 6. Januar haben wir den ersten Song veröffentlicht, eine Woche darauf das erste Video. Und jetzt ist die neue Platte rausgekommen, auf CD und Vinyl, und damit auch die bislang unveröffentlichten Songs. Wir hatten bisher noch nie etwas nur digital herausgebracht. Die Leute freuen sich regelrecht auf jeden neuen Monatssong. Und man hält das Ganze halt ein Jahr lang am Köcheln.
Koreck: Eigentlich ist das Projekt ja total analog, findet jetzt aber viel in den sozialen Medien statt, und dieses Kämpfen um Aufmerksamkeit ist mir manchmal zu krass. Das ist gar nicht so mein Stil, aber man will natürlich, dass die Leute etwas davon mitbekommen. Alle, die auf meine Konzerte kommen, haben schon die komplette Kalender-Reise mitbekommen und sich sehr gut mitnehmen lassen. Aber es gab halt bis jetzt noch kein Produkt zu kaufen.

Gibt es schon Lieblings-Monate bei den Fans?
CK: Einmal haben sie "Februar!" gerufen, aber die Band hatte den Song noch gar nicht drauf – das war dann eine lustige Version!

Claudia Koreck mit Ehemann Gunnar Graewert auf der Trabrennbahn in Daglfing.
Claudia Koreck mit Ehemann Gunnar Graewert auf der Trabrennbahn in Daglfing. © IMAGO/Future Image

Und welches ist nun Ihr Lieblings-Monat?
CK: Der August ist ein sehr besonderer, weil persönlicher Song.

Da geht's um Natur- und Umweltschutz.
CK: Und Text und Musik haben einfach so gut zusammen gepasst. Ansonsten bin ich ein Jahreszeiten-Mensch, mag die Veränderung, weil das auch mir selbst so entspricht. Ich bin jemand, der sich gern verändert und doch gleich bleibt.
GG: Januar, Februar, März sind die Monate, in denen ich gern wegfahren möchte. Alles so dunkel und düster hier, Schnee möchte ich nach Weihnachten gar nicht mehr so haben. Ich bin auch nicht so der Wintersport-Typ, brauche da eher die Sonne. In diesem Jahr sind wir mal ein paar Tage nach Malaga gefahren: Sonne, Menschen, wilde Lebensfreude – das absolut schönste Urlaubserlebnis seit Jahren! Aber das Schöne an unseren Breitengraden ist ja auch, dass wir wegen der sehr unterschiedlichen Jahreszeiten immer etwas haben, worauf wir uns freuen können.


Claudia Koreck: "Kalender" (Honu Lani Records), Konzerte: 13.10., 20 Uhr, im Lindenkeller in Freising (Veitsmüllerweg 2), 19. 10. im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau, 20.10. im Beccult in Pöcking

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