Die Sehnsucht steckt im (Meer)Busen fest
Dirigent Paavo Järvi serviert mit den Münchner Philharmonikern Schumann, Skrjabin und Berlioz
Logisch, dass Orchester in aller Welt um ihn werben. Paavo Järvi ist ein Mann klarer Konturen und deutlicher Zeichen. Da kräuselt nichts über den Rand, und das Sentiment fügt sich in den Rahmen des guten Geschmacks. Dafür gibt’s wendigen Drive. Was bei Beethovens Sinfonien mit der Bremer Kammerphilharmonie zu aufregenden Ergebnissen geführt hat.
Davon hätte man gerne auch in München gekostet. Doch Schumann ist halt nicht Beethoven, auch wenn sich Clara einen „2ten“ so sehr gewünscht hatte. Und Alexander Skrjabins erstes und einziges Klavierkonzert aufs Programm zu setzen, sowieso gewagt.
Allenfalls wacker kann man sich durch die Chopin-hafte Partitur schlagen, diesen Urwald sehnsüchtiger Träumereien. Skrjabin verweigert jeglichen Höhepunkt und schickt den Solisten vor dem Ziel dauernd in die nächste Seitengasse. Anika Vavic nahm’s entspannt, ging aber auch zu zaghaft ans Werk.
Überhaupt war an diesem „romantischen“ Abend Zurückhaltung angesagt. Désir und Leidenschaft der „Scène d’amour“ aus Berlioz’ „Roméo et Juliette“ schienen im Finnischen Meerbusen versackt. Dabei hätte Järvi, der Este, mit den Münchner Philharmonikern ein feines Farbbad anrühren können. Voller Gefühle, Düfte... Statt dessen gab’s kühle Präzision (auch mal schön bei den Philis). Und bei Schumann nach einem herrlich energiegeladenen Kopfsatz eher den Verweis auf die Vertracktheiten der ersten Sinfonie. Schade, Järvis Mixtur wollte diesmal nicht zünden.