Die Blaue Blume im Stahlwerk

Lorin Maazel, Pianist Alessandro Taverna und die Philharmoniker im Gasteig
Robert Braunmüller |
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Der Goldene Saal im Wiener Musikverein ist noch immer der Siebte Himmel für Orchester und Dirigenten. Wenn ein Gastspiel an diesem paradiesischen Ort bevorsteht, beflügelt das bereits die Münchner Generalprobe vor den Abonnenten, mit der sich Lorin Maazel und die Philharmoniker im schnöden Gasteig auf ihre gewiss triumphale Reise vorbereiteten.

Bei der „Valse triste“ bewies Maazel, dass sich die vermeintliche Wunschkonzert-Schnulze von Jean Sibelius mit dem richtigen Tempo in eine Elegie verwandeln lässt. Der mürbe Streicherklang des Orchesters der Stadt machte die Wirkung vollkommen.

Bei den vier Tänzen aus Manuel de Fallas „Dreispitz“ dürfen die Münchner Philharmoniker für Wien noch ein Schäuferl Brillanz nachlegen. [/INI_3]Dann suchte der furiose Alessandro Taverna als romantischer Ritter nach der Blauen Blume im Stahlkombinat von Sergej Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3. Und er fand sie auch – dank seines treuen Knappen Lorin Maazel, der sich mit Waffenlärm (meistens) zurückhielt.

Stahlfingrig hört man dieses Stück oft, so poetisch, lyrisch und zugleich kraftvoll wie an diesem Abend allerdings selten. Und dann schleuderte Taverna noch die Toccata aus Friedrich Guldas „Play Piano Play“ in den Saal, dass es nur so krachte.

Höchst erfreulich auch der Schluss: Bei Robert Schumanns Vierter brachte das Orchester einen opulenten Klang ein, der von Maazel mit raschen Tempi an der zähen Verfettung gehindert wurde. Im Finale demonstrierte der Dirigent beispielhaft, wie man mit Tempo-Rückungen Hochspannung erzeugt.

Er kann schon – wenn er will. Nur leider will der Chefdirigent zu selten. Vielleicht sollten Maazel und die Philharmoniker jeden Monat in Wien gastieren.

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