Die beste Freundin ist ein Kapitän
Manche Texte wirken wie proseccogeschwängerte Telefongespräche zwischen Freundinnen über die Krux mit der Liebe und den Gefühlen – mit oft gebrauchten Floskeln wie „irgendwie“, „nicht so einfach“, „alles anders“. Zunächst ist das also irgendwie Mädchenmusik, was 2raumwohung machen. Doch Frontfrau Inga Humpe singt mit ihrer mädchenhaften, verschlafen klingenden Stimme nicht nur von Oberflächlichkeiten. Sondern die Texte stecken auch voll subtil gestellter Lebensfragen, die, mit Humpes Nonchalance rübergebracht, ihre Schwere, aber nicht ihre Bedeutung verlieren.
Sehr leicht wird es, wenn sich „Ich und Elaine“ auf „Party-Kapitän“ reimt, eine Freundinnenhymne, die mit weniger Tiefgang auskommt, dafür aber sehr tanzbar ist. Die hübsche, selbstbewusste Sängerin Humpe, gekleidet im schwarzen Outfit mit Glitzerspange im blonden langen Haar, dirigiert die vielen wogenden besten Freundinnen im Publikum. Ihre Bandkollegen und Musiker produzieren an E-Bass und DJ-Pult club-reifen Elektrosound, der aber zunehmend die massentauglicheren Pop-Untiefen verlässt, dabei härter, aber auch interessanter wird. Die Muffathalle strahlt vor Energie.
Für das mittelalte und angenehm heterogene Münchner Publikum spielen 2raumwohnung eine gute Mischung aus den alten Hits wie „36 Grad“ und „Wir trafen uns in einem Garten“ sowie Songs aus dem neuen Album „Achtung Fertig“. Für die dritte Zugabe ließen sich die Musiker lange rausklatschen, was wie eine kleine Retourkutsche für den doch recht verhaltenen Applaus zwischen den Stücken wirkte.
Es ist bei allem fröhlichen Geklatsche und Gepfeife generell ein eher kühles Verhältnis zwischen Publikum und Künstlern auszumachen. Das allerdings kann an der musikalischen Nähe zur kalten Neuen Deutschen Welle und dem Elektrosound liegen, der nicht unbedingt überschwängliche Herzlichkeit auslöst. Und an dem Umstand, dass 2raumwohnung nicht in den abgeschmackten inhaltsleeren Begeisterungs-Plattitüden im Stile von „Hurra – München – ihr seid sooo toll!“ schwelgen, um anbiedernd Emotionalität herauszukitzeln.
Stattdessen überzeugen sie mit ihrer musikalischen Qualität. Nach zwei Stunden verabschieden sich Band und Publikum dann doch mit dem gebotenen Enthusiasmus voneinander.
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