Der Mann spielt einfach Klartext

Der türkische Pianist Fazil Say im ausverkauften Prinzregententheater
Robert Braunmüller |
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Wild. Tonschönheit ist Nebensache” – so hat Paul Hindemith eines seiner Stücke überschrieben. Mit einer vergleichbaren Haltung knöpft sich Fazil Say, der vor gerade mal einer Woche von einem Gericht in Istanbul wegen Beleidigung des Islam und der Verletzung religiöser Werte zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden ist, nun im Prinzregententheater Mozart vor. Plötzlich schnurrt keine gefällige Spieldose. Es war ungebärdige Ausdrucksmusik, frisch wie aus der Gegenwart.

Der türkische Pianist geht mit Musik um wie der gerne als Skandalregisseur gescholtene Spanier Calixto Bieito mit einer Opernpartitur. Manchmal verblüffen seine Einsichten, bisweilen auch nicht. Die Sonate „1.X.1905” von Leos Janácek donnert er wie ein parfümiertes Prélude von Rachmaninow. Da fehlte es an Strenge, dem Naturlaut und an der Versponnenheit.
Bei Beethovens Nr. 14, bekannt als „Mondscheinsonate”, passte es: Say inszenierte sie als depressiv-manischen Ausbruch mit einer Steigerung ins Panische. In der Sonate op. 111 rückte er die raschen, jazzigen Arietta-Variationen, die vielen Pianisten peinlich sind, in den Mittelpunkt. Auf diese Weise gewann der Schluss an Bodenhaftung und zerfloss nicht in falscher Spätwerksweihe.

Say spielt Klartext – so wie er redet und twittert. Für den Fall, dass er sich nach seiner Verurteilung auf die Suche nach einem Asyl begeben sollte: Die Herzen der Münchner hat er längst erobert.

Ab Februar 2014 spielt Say sämtliche Mozart-Sonaten im Prinzregententheater, Infos und Karten von 29 bis 55 Euro unter Tel.8116191

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