Der Liederabend von Anja Harteros

Die hohe Kunst der Bescheidenheit: Anja Harteros singt Schubert, Schumann, Berg und Strauss im Nationaltheater
Robert Braunmüller |
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Anja Harteros und Wolfram Rieger, hier bei einem früheren Liederabend im Nationaltheater.
Wilfried Hösl Anja Harteros und Wolfram Rieger, hier bei einem früheren Liederabend im Nationaltheater.

Der Auftrittsapplaus, mit dem Anja Harteros im ausverkauften Nationaltheater begrüßt wird, fällt heftiger und herzlicher aus als der Schlussbeifall bei vielen anderen Künstlern. Das Münchner Publikum hat diese Sopranistin ins Herz geschlossen. Denn die Künstlerin tritt nicht nicht nur sympathisch und bescheiden auf, sie setzt solche Tugenden auch beim Liedgesang künstlerisch um.

Anja Harteros nimmt sich zurück. Der ganze Abend vergeht ohne einen Moment primadonnenhaften Auftrumpfens, der Opernsängerinnen bei Liederabenden schon mal unterläuft. Die „Fischerweise“ von Franz Schubert singt sie leicht und heiter, in der „Forelle“ besticht ihre klare Artikulation und Wortverständlichkeit. „Schwanengesang“ –nicht den Zyklus, sondern das knappe, kahle und eisige Lied auf einen Text von Johann Senn. In „An die Laute“ setzte die Sängerin der Trauer dann einen verhaltenen, leisen Humor entgegen.

Edle Miniaturen

Und so ging es weiter: Eine edle Miniatur folgte der Nächsten. Die dunke Grundierung des Soprans von Anja Harteros, der in Opernpartien erotisch wirkt, umgibt die musikalische Lyrik mit einem Trauerrand. Und da fast alle Lieder der Romantik von Bitternissen sprechen  – wie etwa Schumanns Heine-Lieder „Ich wandelte unter den Bäumen“ und „Was will die einsame Träne“ – erweist sich die Sängerin mit ihrem Klavierpartner Wolfram Rieger als ideale Interpretin solcher Musik.

Aber irgendwann scheint die Sonne auch wieder, wie es in einem Lied von Richard Strauss heißt. Anja Harteros sang es als Zugabe und verlängerte damit den Schlussteil mit trotz „Allerseelen“ lichter, freundlicher und lebenszugewandter Musik. Auch die etwas breiteren Kantilenen dieser Stücke sang sie sehr zurückhaltend und mit einer spürbaren Reserve an Kraft.

Vor Strauss gab es die „Sieben frühen Lieder“ von Alban Berg – lyrische Ausdrucksstudien von höchster Konzentration, die eine Kunst der sängerischen Behutsamkeit erfordern. Am Ende Enthusiasmus, Getrampel, Blumen und stehender Beifall.  

Für die Festspiel-Liederabende von Simon Keenlyside (Prinzregententheater, 18. Juli), Diana Damrau (Nationaltheater, 20. Juli) und Pavol Breslik (Prinzregententheater, 29. Juli) gibt es noch Karten unter Telefon 2185 1920

 

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