Der französische Musiker und Videokünstler Woodkid präsentiert sein Gesamtkunstwerk
Die Kamera fährt durch einen streng symmetrischen gotischen Säulengang auf ein gleißendes Licht zu. Die Symmetrie setzt sich unter der Leinwand auf der Bühne fort: In der Mitte erhöht links und rechts zwei Trommler, darunter je vier Streicher und Bläser, weiter außen noch mehr Schlagzeuger, DJs, Keyboarder. Manche wie Mönche unter Kapuzen. Woodkid kommt auf die Bühne. Wie ein Heiliger tritt er aus dem Licht, breitet die Arme aus, lässt sich feiern.
Wenn er nicht die eigene Messe zelebriert, produziert der Franzose Yoann Lemoine Videoclips für Musiker wie Kate Perry und Lana Del Rey. Als Woodkid ist er mit seinem ersten Album „The Golden Age“ seit einem guten Jahr äußerst erfolgreich auch als Musiker unterwegs. So erfolgreich, dass er in München innerhalb eines Jahres schon zum zweiten Mal die wachsende (Fan-)Gemeinde einberuft. Kritiker werfen Woodkid vor, diesen rasanten Aufstieg vor allem seinen hervorragenden Kontakten in die Musikbranche verdanken zu haben. Vielleicht noch seinen opulenten, selbst produzierten Videos. Sicher aber nicht seiner pathetischen Musik.
Mit Größenwahn
Woher der Erfolg nun rühren mag, Woodkid begeistert: Das Zenith ist an diesem Wochentag nicht ausverkauft, aber gut gefüllt. Und nicht nur mit bärtigen Hipstern, zu denen sich auch Woodkid selbst rechnet. Neben der Münchner Nachwuchs-Schickeria interessieren sich auffallend viele ältere Besucher für das Gesamtkunstwerk, das an diesem Abend präsentiert wird.
Das Konzert ist bombastisch und eigentlich größenwahnsinnig. Mehr als ein Dutzend Musiker stehen auf der Bühne. Fast jeder Song wartet mit eigenen Videoclips und dramatischer Lichtshow auf. Der Grafikdesigner Yoann Lemoine kennt sich aus: Er zitiert Kubricks Science Fiction-Epos „2001“ ebenso wie Arnold Böcklins Gemälde „Die Toteninsel“. Schon das Album „The Golden Age“ erzählt eine ambitionierte Geschichte vom Erwachsenwerden. Woodkid hat hohe Ansprüche an seine Konzerte und seine Musik.
Nur gerade diese will bei dem ganzen Bombast nicht mithalten. Zwei Songs scheint Woodkid zu kennen: Die schmachtende Säusel-Nummer und den von archaischen Trommeln getragenen tanzbaren Kracher. Die funktionieren beide für sich genommen, aber nicht in nur minimaler Variation über Konzertlänge. Vieles wirkt unfertig, mehr skizzenhaft als auskomponiert.
Ein paar neue Songs wurden auch präsentiert: „Go“ ist eine dreckige Ballade und „Volcano“ kratzt am harten Industrial-Sound. Ein paar mehr brauchbare Songs wünscht man Woodkid, denn von diesem ambitionierten und hoch motivierten Künstler wird man mit Sicherheit noch mehr hören.
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