Der beste Wotan seit Hans Hotter
Die "Walküre" unter Jaap van Zweden hat einen wirklich überzeugenden Wotan: Matthias Goerne
Zuletzt sangen in Bayreuth und anderswo eher Alberiche den Göttervater. Das kann als szenisch-musikalisches Gesamtkunstwerk durchaus passen. Aber auf einer CD möchte man diese Herren, deren Namen hier nichts zur Sache tun, nicht wirklich hören.
Nun gibt es wieder einen echten Wotan: Matthias Goerne. Auf die Gefahr hin, der Übertreibung geziehen zu werden, wage ich sogar die Behauptung, dass er der beste Interpret dieser Rolle seit dem legendären Hans Hotter ist. Mit ihm hat er die Erfahrung als Liedinterpret gemeinsam. Das kommt dem souverän gestalteten Monolog im zweiten Aufzug der „Walküre“ zu Gute. Goerne gestaltet textnah, wach und suggestiv. Sein Bariton ruht auf einem bassigen Fundament. Die Stimme ist sonor, groß und wuchtig. Dieser Wotan ist trotz menschlicher Gefühle in jedem Zoll ein Gott.
Die zweite und die dritte Überraschung dieses Mitschnitts einer konzertanten Aufführung sind das Hong Kong Philharmonic Orchestra und Jaap van Zweden, der künftige Chef der New Yorker Philharmoniker. Sie interpretieren Wagner straff und schlank. Die übrigen Interpreten gehen in Ordnung. Aber die Stimmen von Petra Lang (Brünnhilde), Stuart Skelton (Siegmund) und Heidi Melton (Sieglinde) sind leider nicht besonders phonogen. Als Hunding ist übrigens ein Ex-Wotan zu vernehmen: Falk Struckmann. Kurzum: Hong Kong hat ein „Ring“-Projekt, das mehr Beachtung verdient.
Wagner: „Die Walküre“, Jaap van Zweden, 4 CDs, Naxos
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