Das Konzert der Preisträger im Herkulessaal

Der Posaunist war der bessere Sänger: Das Konzert der Preisträger des ARD-Wettbewerbs im Herkulessaal
von  Robert Braunmüller

Erste Preise in allen vier Fächern – das hat Seltenheitswert. Traditionell geht der ARD-Musikwettbewerb mit den Höchstnote sehr sparsam um. In der Vergangenheit wurde lieber der zweite Preis geteilt, um die Latte demonstrativ hochzuhalten.
Die Sopranistin Emalie Savoy muss im Wettbewerb phänomenal gewesen sein. Anders ist die Entscheidung der Jury kaum deuten. Denn beim Preisträgerkonzert im Herkulessaal war die 30-jährige Amerikanerin höchstens solide. Sie hat gewiss eine starke Ausstrahlung und mag blond die Herzen älterer Herren schmelzen lassen.

Aber musikalisch? Die Arie „Que de bijoux“ aus Gounods „Faust“ sang sie ohne den Überschuss an mondäner Eleganz, der das Stück erst erträglich macht. Wovon das Lied an den Mond aus Dvoráks „Rusalka“ handelt und was es ausdrückt, war leider nicht zu spüren. Die falschen Stücke? Vielleicht. Ein erster Preis? Nach diesem Eindruck kaum.

Mozart war für das Klavierduo Alina Shalamova & Nikolay Shalamov möglicherweise zu leicht – der Komponist ist bekanntermaßen gefährlich. Das russisch-bulgarische Paar wirkte perfekt aufeinander eingespielt. Aber das Konzert für zwei Klaviere KV 365 gelang ihnen ohne einen lebendigen musikalischen Dialog nur hausbacken. Die glatte Begleitung durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Jun Märkl passte dazu, ohne das Ohr wirklich zu erfreuen.

Ein exzellenter Posaunist

Die herausragenden Preisträger des Wettbewerbs spielten vor der Pause des Preisträgerkonzerts. Für Sébastian Jacot war es ein Heimspiel: Er war oft als Flötist in den Konzerten des Münchener Kammerorchesters zu hören. Klangschön, virtuos und herzlich interpretierte der das Flötenkonzert des Romantikers Carl Reinecke. Das Gewandhausorchester Leipzig kann sich glücklich schätzen, diesen wunderbaren Flötisten gewonnen zu haben.

Noch eine Spur besser der britische Posaunist Michael Buchanan: Sein Instrument ist nicht gerade zum Konzert geboren. Wie der allerdings das mendelssohn-nahe Concertino von Ferdinand David hinlegte, war phänomenal: mit einem Reichtum an Farben und Nuancen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Verblüffend gelang ihm das Rezitativ zwischen Kopfsatz und Trauermarsch, das Buchanan so klar gestaltete, als könnte er auf seinem Instrument nicht nur singen, sondern auch sprechen.
Solo-Karrieren gibt es bei der Posaune kaum – dieser Mann hätte das Zeug dazu.

Das Konzert auf www.br.de in der Mediathek

 

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