Das Herz ist ein einsamer Satellit
Die Atomphysik der Gefühle lässt sich in diesen Texten als Astrophysik besingen. Einsame Herzen sausen als Satelliten auf ihrer Umlaufbahn um die Erde, der Mund schießt als Revolver Kugeln gen Himmel. Die Sonne scheint am Sonntag nicht. Und das neue Album heißt „Moon Landing“. Eine Metapher für das kosmische Staunen über die Lieben.
Es ist James Blunts viertes Studioalbum. 39 ist er heute. Immer noch ist der Ursprungsmythos seine Militärzeit im Kosovo. Der Soldat mit Gitarre, der mit „You’re beautiful“ zum Gefühlssänger wurde. Dramaturgisch perfekt, pirscht sich das neue Album mit „Face The Sun“ an, ein Song der sich als Stadionhymne offenbart. Folkstampfende Ekstase hat, wie Mumford & Sons, „Bonfire Heart“. Kleine Pop-Pause, dann ein tränenreich orchestriertes „Miss America“. Zeit für Muskelspiele mit „Bones“, wo der Sänger auch ganz privat über die eigene jugendliche Unsicherheit spricht. Lagerfeuerpop zum Abschied mit „Blue on Blue“ – natürlich wird’s doch ein bombastisches Goodbye mit allen Mittel. Wer gegen das Album etwas einwenden will, der kann sich auf die sichtbare Berechnung des Emotionalen stürzen.
Nett, wenn gegen die Profipop-Soundwand das Kleine steht. Wie die Ukulele, derzeit eines von Blunts Lieblingsinstrumenten, die „Postcards“ den hawaiianischen Anstrich gibt.
James Blunt: „Moon Landing“ (Atlantic / Warner)