Das Alles-ist-möglich-Luftballon-Prinzip
Sie hüpfen, sie kollidieren und sie versperren auch mal den Blick auf die Bühne: Der Auftritt der farbigen Riesenluftballons in der fast ausverkauften Tonhalle dauert fast eine Viertelstunde, weil sie bis zum Konzertende einfach nicht platzen wollen. Und dennoch kommt einem ihr scheinbar schwereloses Treiben nicht als effekthascherische Ablenkung vor. Das liegt in der Hauptsache an der Band Walk Off The Earth, die damit passend zum Schlusssong vor der Zugabe noch einmal einen fröhlichen „Summer Vibe” erzeugen will. Hinzu kommt, dass die fünf spielfreudig-sympathischen Kanadier als Ensemble auch live nach dem Alles-ist-möglich-Luftballon-Prinzip funktionieren.
Bereits der schmissige Auftakt mit dem Titelsong ihres neuen Albums „Revo” gibt den Ballon-Takt vor. Immer scheint die Gruppe in Bewegung, wechselt wild die Instrumente und den Musikstil. Pausen? Pustekuchen. Das melodische Perpetuum mobile ist umso erstaunlicher, weil Sängerin Sarah Blackwood schwanger ist. Ihre beiden männlichen Gesang-Kompagnons kennen ebenfalls wenig Zurückhaltung, auch wenn ihre Rollen klar definiert sind.
Bandchef Gianni „Luminati” Nicassio ist nicht nur der fleißigste Headbanger, sondern glänzt auch mit schnellen Dancehall-Einlagen im Stile von Gentleman. Und sollte das Haaremonster einmal unterbeschäftigt sein, klöppelt es einfach auf die E-Gitarre seines Mitstreiters (lässig: Ryan Marshall) ein. Richtig umjubelt wird Walk Off The Earth trotz allem Aktionismus und eingängiger Refrains erstmals bei ihrer 140 Millionen Mal geklickten Youtube-Sensation „Somebody That I Used To Know”. Ihr Gotye-Cover stellen sie exakt wie im Video – fünf an einer Gitarre – nach. Und das ist dann schon wieder fast zu berechenbar beim Anspruch der Unberechenbarkeit.
- Themen:
- Tonhalle