Interview

Cro: "Ich bin sehr harmoniebedürftig"

Cro, der inzwischen auch Maler ist, meldet sich mit seinem fünften Studioalbum "11:11" zurück.
Dagmar Leischow |
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Im vergangenen Jahr stellte CRO seinen eigenen Radio Sender auf Sonos Radio vor. Foto: Sebastian Schuster/Sonos/dpa
Im vergangenen Jahr stellte CRO seinen eigenen Radio Sender auf Sonos Radio vor. Foto: Sebastian Schuster/Sonos/dpa © Sebastian Schuster/Sonos/dpa

Mit der Pünktlichkeit nimmt es Cro nicht so genau. Der Musiker, der eigentlich Carlo Waibel heißt, kommt gut 45 Minuten zu spät zum Interview bei seiner Berliner Plattenfirma. Wirklich böse sein kann man ihm deshalb nicht, dafür ist er einfach zu nett.

Cro gibt Interview liegend auf dem Sofa

Der 32-Jährige beschließt, sich in einem Konferenzraum auf das Sofa zu legen - wie auf eine Therapiecouch. Während im Hintergrund ein Windspiel sanft klimpert, redet der gebürtige Schwabe über sich und seine Karriere. Mit dem Ziel, sein fünftes Album "11:11" zu promoten. Es verbindet Pop mit groovigen Beats, manchmal mogelt sich ein Pink-Floyd-Riff unter die Musik. Die meisten Songs drehen sich um Liebe. Einige sind nachdenklich, andere klingen herrlich unbeschwert.

AZ: Cro, in dem Lied "Freiheit" grübeln Sie: "Carlo, bist du glücklich?" Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
CRO: Ich bin überdurchschnittlich glücklich. Denn ich kann schon sehr lange einfach machen, was ich will. Dabei geht es mir gut.

Hinterfragen Sie Ihr Leben trotzdem manchmal?
Das tue ich ständig. Wenn mir etwas nicht gefällt, ändere ich Dinge ziemlich schnell. Ich gönne mir vielleicht eine Pause oder ziehe um.

Früher haben Sie als Cartoonist für eine Tageszeitung gearbeitet.
Das war schön. Allerdings habe ich nach drei Jahren gemerkt: Es reicht, das bin ich nicht. Zumindest nicht auf Dauer.

"Die Maske gibt mir Freiheit": Cros geheimes Privatleben

Darum sind Sie Musiker geworden. Warum haben Sie von Anfang an eine Maske getragen?
Die Maske gibt mir Freiheit. Viele Leute fragen mich: Warum zeigst du dich denn nicht? Warum musst du dich maskieren, jemand anderes sein? Ich denke mir dann immer, dass ich eigentlich durch die Maske gerade der Einzige in dem Raum bin, der so sein kann, wie er ist. Außerdem nimmt die Maske auch so ein bisschen den Gossip raus. Ich ziehe durch sie eine Grenze zu meinem Privatleben. Allen ist klar, dass es um die Kunst geht - das ist mir wichtig.

Hoher Stellenwert von Liebe

Auf Ihrem neuen Album "11:11" kreisen etliche Songs um die Liebe. Welchen Stellenwert hat sie für Sie?
Ich bin sehr harmoniebedürftig. Deswegen liebe ich die Liebe und hasse Hass. Ich habe gern Menschen um mich, die lieb und nett sind.

Aber kann die Liebe die Freiheit nicht auch ein Stück weit einschränken?
Total. Es kann passieren, dass es in einer Beziehung null Freiheit gibt. Dieses Liebesgefängnis mit dem Anspruch "Du gehörst mir" finde ich furchtbar, da bin ich raus.

Insel Bali ist Wahlheimat von Cro

Ziehen Sie sich lieber in Ihre Wahlheimat Bali zurück, um zu sich selbst zu finden?
Diese Insel ist irgendwie magisch. Man kommt an und spürt diese Ruhe, dieses Spirituelle, diese Freundlichkeit. Die Menschen sind so zufrieden und dankbar. Außerdem ist das Wetter wirklich jeden Tag gut. Darum komme ich gern nach Bali, wenn es in Deutschland kälter wird. Wobei ich Schnee und Sonne auch mag. Eine Woche Skifahren geht immer.

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Haben Sie in Indonesien mit dem Malen begonnen?
Gemalt habe ich schon immer. Bloß sind meine Bilder direkt ins Lager gewandert. Bis man mich ermunterte, mehr aus meiner Kunst herauszuholen. Was krass war: Vor meiner ersten Ausstellung in Düsseldorf habe ich drei Bilder verkauft, bevor sie überhaupt an der Wand hingen. Dabei hatte ich eine so große Summe verlangt, dass ich dachte: Das wird eh keiner bezahlen.

Cro heißt als Maler Carlito

Warum nennen Sie sich als Maler eigentlich Carlito und nicht Cro?
Egal, ob ich male oder Musik mache: Hinter allem steckt im Prinzip Carlo. Wenn ich ein Cro-Video drehe, bin ich trotzdem Carlo. Manchmal fließen dabei auch Carlito-Sachen ein. Ich bin zwar komplett eins, will das aber nach außen trennen. Damit die Leute nicht durcheinanderkommen. Sicher könnte ich mich als Cro, das Multitalent, vermarkten. Auf diese Weise hätte ich wahrscheinlich für meine Kunst schon eine viel größere Followerschaft. Doch ich suche die Challenge. Es reizt mich, als Carlito wieder ganz frisch anzufangen.

Als Cro haben Sie sich musikalisch immer weiterentwickelt. Wie würden Sie den "11:11"-Sound beschreiben?
Sehr reduziert und ruhig, sommerlich-warm. Ich habe inzwischen viele Skills aufgebaut. Neben einem Saxofon habe ich mir eine Querflöte gekauft. Um diese Instrumente noch besser zu beherrschen, übe ich regelmäßig.

Würde es Sie reizen, mit einer Künstlichen Intelligenz zu komponieren?
Noch macht die KI, was sie will. Das ist mir ein bisschen zu unkontrolliert.


Cro tritt am Donnerstag, 15. Dezember, 19.30 Uhr, im Zenith in München auf

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