Christian Gerhaher will Konzertsaal im Apothekenhof

Christian Gerhaher wünscht sich den neuen Konzertsaal im Apothekenhof der Residenz. In der kommenden Woche stellt er das Projekt dem Finanzminister vor
Robert Braunmüller |
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München - Der ursprünglich offene Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums in Berlin hat ein Glasdach. Sir Norman Foster hat den zentralen Innenhof des British Museum in London überdacht. Und auch im Louvre stehen die Großskulpturen im ehemals offenen Cour Marly.

Warum sollte das nicht auch in München möglich sein? Schon vor fünf Jahren hat der Kunsthistoriker Florian Schröter vorgeschlagen, den Apothekenhof der Residenz zu überdachen und dort einen Konzertsaal einzubauen. Der Sänger Christian Gerhaher unterstützt das Projekt.

Zwischenzeitlich war es etwas in den Hintergrund gerückt. Seit voriger Woche steht der Apothekenhof überraschenderweise aber wieder auf der Liste der fünf Standorte, die vom Stadtplanungsbüro Albert Speer im Auftrag der Staatsregierung bis Oktober vertiefend geprüft werden. Auf einem von ihnen soll 2018 mit dem Bau eines Konzertsaals durch den Staat begonnen werden – möglicherweise mit Beteiligung privater Investoren.

In einer ersten Studie hat das Büro Speer den Apothekenhof verworfen. Zu Unrecht, meinen Gerhaher und Schröter. Denn das Stadtplanungsbüro habe die Synergieeffekte in der Residenz übersehen: Der angrenzende Herkulessaal könnte gleichzeitig zu einem Kammermusiksaal umgebaut werden. Mit dem Max-Joseph-Saal, dem Brunnenhof und dem Cuvilliéstheater könnte der neue Saal zu einem Musikzentrum zusammenwachsen. Die nötigen Nebenräume sind ebenfalls reichlich vorhanden.

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Ein Vorteil ist für Gerhaher entscheidend: „Universitäten und Konzertsäle gehören in die Innenstadt“, sagt der Musiker mit Blick auf die ebenfalls diskutierten Standorte auf dem Pfanni-Gelände, dem Olympiapark und in der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke.

Ein besonders liebevoll gehegter Ort ist der Apothekenhof derzeit nicht. Die Verwaltung nutzt ihn als Parkplatz, und wenn irgendwo in der Residenz gebaut wird, lagert man dort Baumaterial und Gerüste. Dass das Projekt denkmalpflegerisch heikel ist, wissen Schröter und Gerhaher. „Denkmäler müssen weiterentwickelt werden“, sagen sie. Die historischen Fassaden Leo von Klenzes kämen zu neuer Wirkung, das Glasdach und der Einbau würden einen modernen Kontrapunkt setzen. Auch die Reste der 1750 abgebrannten Neuveste unter dem Pflaster des Apothekenhofs ließen sich in die Neukonzeption integrieren.

Bei seiner Umgestaltung des Apothekenhofs hat sich Klenze am eingangs erwähnten, heute überdachten Cour Marly im Louvre orientiert. Gleich nebenan gibt es übrigens ein gelungenes Beispiel einer Verbindung aus Alt und Neu: den Comité-Hof, der bei der Renovierung des Cuvilléstheaters überdacht wurde und als Bereicherung gilt.

Ein Vorschlag, mit dem niemand Geld verdienen will

Gerhaher und Schröter sind keine Investoren: Sie möchten mit ihrer Idee kein Geld verdienen. Es ist ein Vorschlag, mehr nicht. Deshalb gibt es auch keine bunten Skizzen von Architekten wie bei der Friedenheimer Brücke oder dem Finanzgarten.

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Der Apothekenhof hat neben seiner Synergien mit bestehenden Sälen den unbestreitbaren Vorzug, dass sich der Ort in staatlichem Besitz befindet. Zugleich wäre er eine Antwort auf die offene Frage nach der Zukunft des Herkulessaals.

Offizielle Stellungnahmen zu dem Projekt seitens der Denkmalschutzbehörden und der Schlösserverwaltung gibt es nicht. Gut unterrichtete Kreise schätzen die Chancen des Projekts eher gering ein. Wenn die Öffentlichkeit Gerhaher und Schröter unterstützt, könnte die Stimmung aber kippen.

Der Apothekenhof hat Fans im bayerischen Kabinett. Nächste Woche werden Schröter und Gerhaher ihr Projekt im Finanzministerium vorstellen. Auch Vertreter der Schlösserverwaltung werden anwesend sein. Dann wird man weitersehen.

 

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