Chili und Chillout: Nina Chuba holt das ganz junge Publikum zum Tollwood
Draußen auf dem Tollwood-Gelände gibt es an verschiedensten Ständen die leckersten Gerichte vom ganzen Erdball zu probieren. Drinnen auf der musikalischen Speisekarte standen an diesem Abend zusätzlich "Mangos mit Chili" und "Wildberry Lillet". Die Hits wurden von der klangvollen Kellnerin Nina Chuba serviert.
Die Hamburgerin zeigte, warum sie im Moment das musikalische Tafelsilber der Republik ist. Seit 2021 singt sie auf Deutsch, hat Songs mit bekannten Künstlern aufgenommen, war Schauspielerin, ist jetzt Social-Media-Star und füllt die großen Hallen mit einem Fingerschnippen. Klingt nach erfülltem Musiker-Leben und Zeit für die Rente. Doch Moment, eine wichtige Information fehlte bis jetzt: Die Dame ist 25 Jahre alt, gibt sich im Stil und Auftreten gerne deutlich jünger und lockte so vor allem die Nachwuchs-Generation in die Musik-Arena.
Trompeterin Lisa: Erst Sarah Connor dann Nina Chuba
Etwas versteckt im Dunklen, ganz hinten im Zelt stand eine kleine Sitztribüne. Hier saßen die, die ihre Kinder in Sichtweite abgegeben hatten. Schnell leerten sich einige Stühle, denn immer mehr "Erwachsene" zog es nach vorn, um zu sehen, was dieses Musik-Phänomen da machte. Klar, den Über-Hit "Wildberry Lillet" (an diesem Abend mit Techno-Elementen verfeinert) kannte hier jeder von den After-Work-Partys.
Doch plötzlich wurden auch die anderen Songs wie "Ich glaub, ich will heut nicht mehr gehen" oder "80 Quadratmeter" der jungen Künstlerin anziehend. Immer wieder ging der coole Bläser-Sound voll in die Knochen. Drei Mädels um Trompeterin Lisa, die zwei Tage zuvor auch bei Sarah Connor auf der Bühne stand, gaben bei "Wieder vergessen" oder "Sakura" dem ausproduzierten Studio-Sound die Live-Note. Und so sah man die Kinder, die sich wie ihr Idol oft lange Zöpfe geflochten hatten, plötzlich neben ihren Eltern oder auf den Schultern feiern.

Willkommen im chili-süßen Soundgeflecht von Nina
Für viele war es wahrscheinlich das erste Konzert ihres Lebens. Vielleicht auch das erste Mal, dass die jungen Besucher den Mittelfinger zu "Ich hass dich" in die Höhe streckten. Schockstarre und Haareraufen hinten auf der Erwachsenen-Tribüne. Jahrelange gute Erziehung wurde in drei Minuten über den Haufen geworfen und vom Konfettiregen besiegelt. Willkommen im chili-süßen Soundgeflecht von Nina Chuba.
Ihre Stärke waren dabei die coolen Dancehall-Beats in Verbindung mit ihrer wandelbaren Stimme. Pfeilschnelle Wort-Stafetten, gefolgt von melodischen Tönen. Das alles verpackt in Songs, die fast nie die drei Minuten Schallmauer durchbrachen. Gewürzt mit einer jugendlichen Leichtigkeit und positiven Naivität, von der viele Künstler nur träumen können. Da konnte man zwischendurch auch mal über die Texte hinweg hören, die im Tollwood-Zelt eher Mittel zum Zweck waren und als Geschmacksträger für die Stimme-Sound-Kombi wirkten. Beispiel gefällig?

Manchmal mehr Deichkind als Chuba
"Wir haben einen Dachschaden, Schampus regnet in die Rübe rein", vom ganz neuen Hit "Randali". Offiziell erschien dieser erst gut zwei Stunden, nachdem die Künstlerin nach rund 90 Minuten Show die Bühne verlassen hatte. Er klang mehr nach Deichkind als Chuba. Nach all dem Remmidemmi gab es dann auch immer wieder Ausflüge in die Nachdenklichkeit.
Überraschung für alle, die draußen etwas Luft schnappen wollten. Ihr Star sprintete am Zelt entlang, um auf einer Nebenbühne mitten im Publikum "Nicht allein" zu singen. Wahrscheinlich der Song mit der stärksten Aussage: "Ich habe eine Person im Freundeskreis, die an Depressionen leidet. Ich glaube, es gibt viele in diesem Zelt, die das kennen. Das kann manchmal ganz schön dunkel und schwer sein", rief die Hamburgerin.

Ein großer Topf Chili mit allen Genres gewürzt
Immer wieder bediente sie sich nicht nur in den verschiedensten Stimmungslagen und Genres wie Reggae, Hip-Hop, Techno oder Soul. Erst Chili, dann Chillout. Man meinte auch andere Künstler auf der Menükarte zu erkennen. Beim Auftakt-Song "Nina" könnte glatt die Combo von Seeed am Mikrofon stehen, bei "Mangos mit Chili" klang es nach Frontmann Peter Fox und beim erziehungsschädigenden "Ich hass dich" wirkt es so, als hätten Kraftklub ihre Finger im Spiel. Am Ende war es aber immer Nina und mit diesem Satz lässt sich wahrscheinlich schon das ganze Phänomen erklären.
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