Champions League der Herzen mit Eros Ramazzotti

Eros Ramazzotti kommt nächste Woche gleich zweimal in die Olympiahalle. Die AZ hat ihn zuvor in Mailand getroffen
Emanuele Galesi |
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Eros Ramazzotti kommt nächste Woche gleich zweimal in die Olympiahalle. Die AZ hat ihn zuvor in Mailand getroffen.

Plötzlich schaut er auf den orangen Teppich. Dorthin, wo sich – fast unsichtbar – eine Nadel versteckt hat. Er bückt sich vom Sessel runter, nimmt sie und gibt einer Assistentin das kleine Stück Metall. In den Augen von Eros Ramazzotti sieht man einen leichten Vorwurf. Der große Perfektionist sitzt auf dem Sofa eines Backstage-Raumes im Forum Mediolanum bei Mailand – zwölf Studio-Alben, sechs Konzerte der neuen Tour und fast 50 Jahre hinter sich.

„Ich weiß nicht, wie die echten Rocker es schaffen, durchzuhalten“, sagt er. „Oder besser: Ich weiß es, nur will ich es nicht verraten.“ Lächeln. Vier Stunden später, im Mailander Forum, singt, spielt, verausgabt er sich und versprüht in der Halle seinen populären Charme, schon das vierte Mal in dieser Woche.

Mehr als 10000 Fans folgen seiner Energie, seiner starken, nasalen Stimme, seinen Liedern, die für viele klingen wie ein Lebenssoundtrack. Müdigkeit passt für ihn nicht auf die Bühne sowie die Nadel nicht auf den Teppich.

Am kommenden Wochenende wird Eros Ramazzotti in der Münchner Olympiahalle singen. Er liebt diese Stadt, weil sie ihn an Italien und an Mailand erinnert – „aber mit einem anderen, organisierteren Lebensstil", stellt Eros fest.

Meer, Urlaub, Sonne - und Liebe

Der europäische Teil seiner „Noi“-Tour, nach dem Titel seines letzten Albums benannt, fängt in Deutschland an, wo er besonders beliebt ist. „Ich weiß nicht, warum“, gesteht er ein: „Aber ich glaube, dass das deutsche Publikum mich liebt, weil es mich mit Italien verbindet, mit Meer, Urlaub, Sonne – und mit der Liebe.“

Nach 30 Jahren – längst verheiratet mit Kindern – kann er immer noch über l’amore singen. „Liebe ist rar und einzigartig. Das größte Glück erfährt man und die stärkste Kraft fühlt man, wenn man liebt und diese Liebe weiterentwickelt. Liebe ändert sich nicht im Leben. Was sich ändert, ist, wie man sie lebt.“

Für Eros passiert das auch mit der Vaterschaft. „Es ist natürlich eine ganz andere Geschichte, wenn man ein Kind mit 33 Jahren bekommt, als wenn man mit fast 50 Jahren Vater wird“, sagt Ramazzotti. Er denkt dabei an Aurora, die 16 Jahre alt ist, und an Raffaela Maria, die im August zwei Jahre alt wird. „Die Liebe zu meinen Töchtern war schon immer sehr groß, doch jetzt habe ich mehr Zeit und den Kopf frei für meine Familie.“

Das merkt man auch auf „Noi“, wo die Stimmen der beiden Kinder zu hören sind, von Aurora auf „Balla solo la tua musica“, von Raffaela Maria auf „Una tempesta di stelle“. Die Gefühlswelt des Jungen aus der Vorstadt, die auf seinen früheren Alben so spürbar war, bleibt jetzt eher im Hintergrund. Im Oktober wird er 50, eine Midlife Crisis fühlt er nicht. „Eher eine Krise, die mit vielen Jahren pausenloser Arbeit zu tun hat. Manchmal denke ich, ich sollte das ändern, aber so ist mein Leben, ich werde immer weitermachen.“

"Ich lade meine Batterien beim Schlafen auf"

Auch wenn er nach einem Konzert „ein bisschen“ erschöpft ist: „Die Zeit steht für niemanden still. Es ist nicht mehr so einfach, zwei Stunden Konzert durchzuhalten. Aber die Fans geben mir die richtige Energie.“ Sein Geheimnis, um sich zu erholen? „Ich nehme keine Drogen. Ich lade meine Batterien beim Schlafen auf. Wenn ich mehrere Konzerte habe, versuche ich, so lange wie möglich im Bett zu bleiben. Aber wenn ich nicht auf Tour bin, stehe ich früh auf, trainiere, verbringe Zeit mit meinen Töchtern.“

Ramazzotti ist anspruchsvoll. In jeder seiner Shows sind hundert Menschen beschäftig, alles muss bestens funktionieren. „Perfektionismus hat man im Blut“ – sagt Eros –, „aber man muss dafür viel arbeiten. Absolute Perfektion gibt es nicht. Ich versuche trotzdem, sie zu erreichen. Ein großer Teil meines Erfolgs hat mit der Qualität meiner Live-Auftritte zu tun. Seit meiner ersten Show in der Schweiz, im Jahre 1985, habe ich verstanden, dass meine Zukunft von meiner Professionalität abhängt. Ein Künstler muss seiner Kunst gerecht werden.“

Dieses Konzept hat Ramazzotti auf seiner neuen Tour perfekt umgesetzt: kraftvolle Musik, beeindruckende Bühnenshow und eine mitreißende Band. „Nach 30 Jahren und trotz der Krise investiere ich für jedes Konzert 140000 Euro, um eine Show zu haben, wie ich sie mir vorstelle. Das mache ich für meine Zuschauer, vor denen ich großen Respekt habe.“

Live mag er besonders das Lied „Noi": „Mit ,Noi – Wir’ spreche ich zu meinen Fans, weil sie mir sehr wichtig sind, und zu allen Menschen. Wir leben in einer ganz besonderen Zeit. In diesem Song erzähle ich vom Bedürfnis nach Gemeinsamkeit. Wir müssen einander helfen, um unser Leben zu verbessern.“

Er hat wenig Lust, über Berlusconis Erfolg („Erfolg? Singt Berlusconi?“) bei der italienischen Wahl zu sprechen: „Er hat nicht gewonnen. Er hat viele Punkte gesammelt, weil die Leute sehr verwirrt sind.“ Am Ende des Interviews gibt er seinen Tipp für die Champions League ab, das Spiel zwischen Juventus Turin, seinem Team, und Bayern München: „Bayern ist viel stärker. Ihr habt tolle Spieler. Wir werden in München 2:1 verlieren. Aber dann werden wir in Turin 1:0 gewinnen.“

Olympiahalle, 5. und 6. April, Karten unter Tel: 089 / 54818181

 

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