Capital Cities: Wirkungen produzieren

Ryan Merchant von den Capital Cities plaudert über die Verbindung von Werbejingles und Pop. Am 10. September spielt die Band im Ampere
Christian Jooß |
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I could lift you up“ – mit Discopop von zwei Hipsterbärten wie vom Werbeplakat ging es durch den Sommer. Dass ihr Song „Safe and Sound“ auch perfekt als Jingle für die deutsche Werbung eines Mobilfunkanbieters passte, hat die Capital Cities nicht überrascht.

Es gehe darum, etwas zu verkaufen, sagt Ryan Merchant bei unserem Telefonat nach Los Angeles. Wenn man ein nettes Musikstück mit einer Geschichte kombiniert und die zwei sich auf emotionaler Ebene verbinden, dann entsteht eben Wirkung, findet er. Auch für die Band. Der Song setzte sich bei uns auf Platz 1 der Charts.

Der 32-jährige Ryan hat englische Literatur studiert. Hat sich parallel intensiv mit Jazzpiano beschäftigt und Gesangsstunden genommen. Sein Partner, der 34-jährige Sebu Simonian, bekam schon als kleiner Junge Pianostunden und hat Klavier studiert. Sebu ist ursprünglich Armenier. Der Bürgerkrieg vertrieb die Familie aus dem Libanon nach Syrien. Hier wurde Sebu geboren. Als kleiner Junge kam er nach Amerika.

Über Craigslist, ein Kleinanzeigenportal, haben sie sich kennengelernt: „Damals suchte ich jemand, der mir helfen würde, meine persönlichen Songs aufzunehmen“, sagt Ryan. Plötzlich hatte er die Möglichkeit, für Fernsehwerbung zu komponieren – und Sebu wurde sein Partner: „Wir haben eigentlich für jede große amerikanische Firma irgendwas geschrieben.“ Für solche Jingles werden Wettbewerbe ausgeschrieben, und Komponisten können Vorschläge einreichen.

Ist ein Jingle eigentlich ein Popsong, der auf wenige Sekunden kondensiert ist? „Wir wurden auch mal gebeten, einen sehr kurzen Song aus Vers und Refrain zu schreiben. In manchen Fällen sollte es aber auch nur ein Stückchen eines Popsongs zu sein“, sagt Ryan. Aber wie schreibt man etwas, was hängenbleibt?

Zwei Möglichkeiten gibt es – nach Ryan. Entweder man verwendet als Basis eine Redewendung, etwas, was Menschen täglich im Gebrauch haben. Oder man versucht, den Text zu finden, der auf eine bestimmte Melodie passt. Dann gibt eben die Melodie die Silbenzahl vor.

Klingt simpel. Ist aber, wenn ein Songschreiber-Duo zur Pop-Platte strebt, ein durchaus langer Prozess. Drei Jahre haben sie an ihrem Debüt-Album „In A Tidal Wave Of Mystery“ geschraubt. So etwas geht natürlich nur mit einem eigenen Studio in Los Angeles. Muss ja nicht teuer sein: „Bei elektronischer Musik kannst du viel in einem kleinen, einfachen Studio machen“, findet Ryan.

Und wer so lange mit sich und seinem Endprodukt beschäftigt ist, der findet, beispielsweise in João Lauro Fonte, einen Künstler, der der Band nicht nur mit diesem Cover und seinen im Weltall treibenden Tieren einen Look gab. „Sein Style ist zu einer Signatur der Band geworden“, ist Ryan sicher.

Auf der Bühne lassen sich Ryan und Sebu von drei zusätzlichen Musikern und guten Freunden begleiten. Lebendige Band statt Elektronik. Es habe viel Rückkopplung zwischen Live-Performance und den Aufnahmen gegeben. Songs wurden auf der Bühne getestet und entsprechend angepasst.

Gerade sind die Capital Cities von Auftritten in Korea und Japan zurückgekommen. Ein Hochgefühl für Künstler, die gerade ihr Debüt-Album veröffentlicht haben: In Japan spielten sie bei zwei Festivals vor jeweils zehntausend Menschen.

Die Capital Cities spielem am 10. September, ab 20 Uhr im Ampere (Zellstraße 4)

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