Biobauernhof und verdammte Seelen
Bram Vanpary betreibt biologische Landwirtschaft, hat sich für sein neues Album in ein Dorf im Ardenner Wald zurückgezogen, um dann fast alle Songs unter seinem Pseudonym The Bony King Of Nowhere in einer Nacht-Session einzuspielen.
Tatsächlich erinnert die Einsamkeit mit akustischer Gitarre an Bon Ivers wunderbaren Erstling „For Emma, Forever Ago“ von 2008, hat etwas zu tun mit den Alben der feinsinnig Introvertierten wie Nick Drake in den 70ern. Volkstradition? Nein, Folk, das ist seit Jahrzehnten unverwüstliches Genreimage – mit erstaunlicher Auslegungsbreite.
Bram Vanpary aus dem belgischen Gent ist hier Traditionalist, der beispielsweise in „Wild Flowers“ mit seinem Bild der schleiertanzenden Dame, die der Sänger durch ein Opernglas beobachtet, etwas gekünstelt auf die altamerikanische Balladentradition und Rimbaud anspielt.
In der Gitarrenbegleitung von „Valerie“ glaubt man Leonard Cohens Finger zu spüren. „Night of Longing“ ist minimalistisches Gefühlskino. Ja, er sitzt und sieht den Regen fallen oder wünscht sich einen Bauernhof, samt Blumengarten. Insgesamt ein zeitloses, eskapistisches Album.
Am anderen Ende des Genres lauern in Baltimore Arbouretum, die für sich das Etikett Doom Folk gefunden haben. Krazzig fuzz-verzerrte Gitarren, ein stoner-rock-träges Wälzen des Beats in Nummern, die auf die Sieben-Minuten-Grenze zu wallen.
„Coming Out Of The Fog“, der Titelsong auf ihrem fünften Album, stellt dagegen Klaviertöne in die Atmosphäre wie Nick Cave, und eine Pedal-Steel-Guitar zielt in weite, unbewohnte Landschaften. Und wo bei Vanpary die Blumen der Nacht blühen, führt hier „The Long Night“ über dieSteinstufen des Riffs in den finsteren Keller der Seele. Folk 2013 – eine Frage des Blickwinkels.
The Bony King Of Nowhere spielt am 26. Februar in der Südstadt, Thalkirchner Str. 29
The Bony King Of Nowhere (Pias Recordings)
Arbouretum: „Coming Out Of The Fog“ (Thrill Jockey)
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