Beinahe ein Eisbär

Cro, Senkrechtstarter der deutschen Musikbranche, veröffentlicht sein zweites Album und geht auf große Tournee
Stephanie Schönberger |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Komm, setz dich“, sagt Carlo Waibel und klopft mit der Hand auf den Platz neben sich. Er fläzt in Jeans, T-Shirt und Cap auf dem Sofa einer Suite im Münchner Hilton Park Hotel. Seine berühmte Pandamaske hat er nicht auf, aber dabei. So sieht er also aus, der Cro, Deutschlands momentan erfolgreichster Musiker. Dunkelhaarig, braune Augen und einen leichten Oberlippenbart. Der 24-Jährige veröffentlicht heute sein zweites Album „Melodie“.

AZ: Cro, stimmt es, dass das Album bei Ihrer Mutter entstanden ist?
Ja, ich wohne ja wieder bei ihr. Ich hab’ mal woanders gewohnt, aber das hat nicht funktioniert, weil ich nicht laut sein und keine Mucke machen konnte. Darum bin ich wieder zurück. Mutti freut sich natürlich auch, wenn ich hin und wieder zuhause bin.

Was sagt Mutti dazu, dass ihr Sohn berühmt ist?
Sie findet das sehr gut. Sie kauft sich jetzt so schöne neue Dinge wie Waschmaschinen. Oder neue Spülmaschinen, die bezahlt werden müssen. Oder ein Auto. Da darf ich gerne daheim wohnen. Miete muss ich nicht bezahlen.

Mag sie die Musik?
Ja, doch. Manche Dinge mehr, manche Dinge weniger. Natürlich, HipHop versteht sie nicht, aber das Melodische mag sie.

„Melodie“ ist der Titel des Albums. Was macht eine gute Melodie aus?
Das ist schwer zu erklären. Aber es gibt da ein ganz witziges Phänomen bei mir. Ich geh’ ans Mikrofon und mach’ eine Melodie und dann noch eine und noch eine, so zehn ungefähr. Dazu singe ich einen Blabla-Text. Und wenn ich mir das dann alles anhöre, ist immer die erste Melodie die beste. Immer. Immer. Eigentlich komisch: Warum mach’ ich dann die zehn anderen überhaupt noch?

War es denn schwierig, das berühmte zweite Album zu machen?
Hm. Ja. Schon. Es hat mehr Grips und Disziplin gefordert als das erste. An die vier Monate habe ich gebraucht und hatte für meine Freunde und Liebsten keine Zeit. Und manchmal war eben die Angst da, dass es nichts wird. Aber ich habe gute Menschen um mich herum, die ich dann anrufen kann.

Liebe ist ein großes Thema Ihrer Texte. Sind Sie gerade verliebt?
Megaverliebt. Aber mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen.

Wie gefällt Ihnen der Hype um Sie?
Am Anfang war es schon ein bisschen überrumpelnd. Es gibt schon Momente, wo ich kurz die Zähne zusammenbeiße und denke, da musst du jetzt durch. Dafür habe ich gerade aber auch ein echt cooles Leben und nur Vorteile. Und wenn ich die Maske aufsetze, bin ich der, der kurz arbeiten muss. Wenn ich sie absetze, bin ich der, der das alles genießen kann, aber in Ruhe. Das ist das beste Leben.

Wie kam es denn zur Panda-Maske?
Ein Kumpel und ich haben im Internet eine Eisbären- und eine Pandamaske bestellt. Wir haben die dann aufgesetzt und hin- und her getauscht. Der Panda sah einfach cooler aus. Ich hätte aber auch Eisbärrapper werden können. Bin da ganz knapp dran vorbeigerutscht.

Können Sie sich vorstellen, eines Tages ohne Maske aufzutreten?
Nein. Ich finde es richtig, richtig nervig, erkannt zu werden. Ich merke auf Partys, wenn ich mit Maske da bin, um Präsenz zu zeigen, dass ich keinen Meter gehen kann, ohne das nicht jemand sagt: Hey, Cro, meine Tochter liebt dich, können wir nicht ein Foto machen? So geht das die ganze Party durch. Das war auch auf der Echo-Party so. Am Ende hatte ich so einen Hals und stand dann sogar draußen und hab’ mich hinter einem Baum versteckt.

In Ihren Texten geht es auch ums Erwachsensein. Was ist erwachsen für Sie?
Mein „erwachsen“ ist: Dinge zu machen, die man machen muss. Da kurz konzentrieren und dann machen. Das allgemeine Erwachsensein ist eher: Benimm dich! Bloß nichts Falsches sagen! Huch, der hat Arschloch gesagt! Das ist das langweilige Erwachsensein. Ich nehm’ mein Leben lieber locker.

Das ist ein Vorwurf, den man Ihnen manchmal macht, dass Sie das Leben zu locker nehmen und nicht politisch interessiert sind. Muss man politisch sein?
Find’ ich überhaupt nicht. Muss man nicht sein. Also als Musiker. Ich mach’ einfach Musik, ich will die Leute nicht belehren oder meine Meinung aufdrücken. Aber ich will mich da nicht aus dem Fenster lehnen. Natürlich, eine politische Grundmeinung sollte man schon haben. Und wählen gehen ist wichtig.

Cro stellt „Melodie“ live am 14.11. 2014 in der Olympiahalle vor

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.